: Neue Nachbarn für die Jacobs Uni
WISSENSCHAFT Grohn bekommt nun doch einen „Science Park“. Investor Rolf Specht von der Bremer Residenz-Gruppe plant das Firmenzentrum ohne finanzielle Beteiligung der Jacobs University
Kristina Vogt (Die Linke)
Anfang September schienen die Pläne für den Bau eines Science Parks unmittelbar an der Jacobs University (JUB) vor dem Aus zu stehen: Die JUB brach nach jahrelangem Hin und Her die Verhandlungen mit dem niederländischen Investor Zernike Group ab (taz berichtete). Nun aber springt Rolf Specht, geschäftsführender Gesellschafter des Bremer Altenpflegeheim-Betreibers „Residenz-Gruppe“, ein: Er will auf der Brachfläche an der JUB ein Wissenschaftszentrum mit den Schwerpunkten demografischer Wandel, Ernährung, Gesundheit und Umwelt als Hauptgebäude des Science Parks errichten.
Und das, obwohl Spechts Plan, 20 seiner 33 Altenheim-Betriebe an einen Münchner Investor zu verkaufen, gescheitert ist – mit dem Geld wollte die Residenz-Gruppe im vergangenen Mai „Wachstum und Weiterentwicklung des Unternehmens in angestrebten Märkten und Regionen“ umsetzen. Der Deal platzte jedoch aufgrund zu unterschiedlicher Preisvorstellungen. „Das Geld reicht trotzdem“, sagt Specht, der mit einer Investitionssumme von rund vier Millionen Euro für den ersten, rund 2.000 Quadratmeter großen Bauabschnitt rechnet.
„Wir haben schon zahlreiche Anfragen von Unternehmen, darunter durchaus auch zwei, drei potenzielle Ankermieter.“ Um welche Firmen es sich dabei genau handelt, will er allerdings noch nicht sagen, „aber sie kommen aus den Bereichen Umwelt, Gesundheit, Logistik und Nahrung – und wenn das gut läuft, können wir uns durchaus auch eine Ausweitung der jetzigen Pläne vorstellen.“
„Der Investor hat uns mitgeteilt“, sagt Holger Bruns, Sprecher des Wirtschaftssenators, „dass er baut, wenn er einen Vorvermieterstand von 50 Prozent hat – das finden wir sehr gut.“ Die Jacobs Uni sei jetzt, anders als bei der Zernike Group, „nicht mehr als Mieter dabei, sondern nur unterstützend und beratend“. Das habe freilich nichts damit zu tun, dass die stark angeschlagene Privat-Uni keine Garantien für die Zukunft zu bieten hat: „Der finanzielle Abbaupfad der Jacobs Uni wird ja erst noch vorgelegt. Da ist es voreilig zu sagen, dass sie im Sterben liegt.“ Kristina Vogt, Fraktionsvorsitzende der Linken, sagt indes: „Ich glaube, in der jetzigen Form wird es die JUB auf Dauer nicht mehr geben – die Residenz-Gruppe ist gut beraten, sich nicht von der Jacobs Uni abhängig zu machen.“ Sie freut sich über die Pläne, denn die bedeuten Arbeitsplätze für Bremen-Nord.
Spechts Konzept sieht neben Firmen-Ansiedlungen auch Weiterbildungsmöglichkeiten in der Altenpflege vor, zum Beispiel in Form eines Fortbildungsstudiums in Kooperation mit einem neuen Fachbereich der Jacobs-Uni. Vorbild ist die Appollon-Hochschule für Gesundheitswirtschaft für berufsbegleitende Studierende auf dem stadtbremischen Uni-Gelände. „Aber solche Kooperationen bestehen momentan nur als Überlegungen und stehen noch am Anfang“, sagt Specht. Die JUB will sich dazu nicht äußern: „Wir befinden uns in einer Umbruchsphase und hier verändert sich einiges“, sagt JUB-Sprecherin Gabriela Meyer, „und mehr lässt sich dazu momentan noch nicht sagen.“ Inhaltlich unterstütze die JUB die Baupläne aber durchaus.
„Für die JUB ist die Verbindung zu Wirtschaft und Industrie wichtig, und die bietet der Space Park“, sagt Specht. Er ist sich sicher, dass die JUB sich nach 2018 selbst finanzieren kann – bis dahin wird sie mit 15 Millionen Euro von Bremen unterstützt: „Eine private Uni braucht mindestens zehn Jahre Anlaufzeit, bis sie auf eigenen Beinen stehen kann, das ist doch völlig normal.“ SCHN