DER RECHTE RANDWIE EIN RECHTSROCKKONZERT DAS MÖLLNER GEDENKEN STÖRT
: Die angeblich Leisen

Das Datum dürfte wohl kaum zufällig gewählt worden sein. Der Ort auch nicht. Am vergangenen Samstag, genau einen Tag nach dem 21. Jahrestag des Brandanschlages von Mölln, fand ein Rechtsrockkonzert in der Gemeinde Kohberg statt. Keine 15 Kilometer von der schleswig-holsteinischen Stadt entfernt, in der am 22. November 1992 die 51-jährige Bahide Arslan und ihre 10- und 14-jährigen Enkelinnen Yeliz Arslan und Ayse Yilmaz im brennenden Haus in der Mühlenstraße starben. Ein Sprecher der Ratzeburger Polizei sagte: „Die Musikveranstaltung hatte keine Auswirkung.“

Über 100 Rechtsrockfans waren an dem Abend zur Gaststätte „Koppelkaten“ gekommen. Als einer der ersten kam Stefan Silar in den Saal. Ein Kader der nahen Szene aus Tostedt, der über Jahre den Szeneladen „Streetwear Tostedt“ betrieb und bereits 1992 zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Weil er an der Tötung eines Mannes beteiligt war, der sich negativ über Adolf Hitler geäußert hatte. Nach weiteren Gerichtsverfahren und anhaltenden Protesten schloss er Anfang des Jahres den Laden und wanderte mit dem Handel der vermeintlichen Restposten ins Internet. Seither tritt die Szene vor Ort zwar leiser auf. Das hält die militanten Kameradschaften des „Nationalen Widerstands“ (NW) Tostedt und Unterelbe nicht davon ab, in der Kreiszeitung Wochenblatt Nordheide und Elbe Geest eine Todesanzeige für den NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke zu schalten.

Als am vergangenen Samstag etwa 50 Menschen am späten Nachmittag zu einer Kundgebung zum Gedenken vor dem Haus in der Mühlenstraße zusammenkamen, hörten sie aus einer Seitenstraße „Sieg Heil“-Gebrülle, wie einer der Anwesenden berichtete. Die Veranstalter hätten das Rechtsrockkonzert als Geburtstagsfeier ausgegeben, sagt ein Polizeisprecher. „Nicht einmal Musik drang nach draußen.“ Ein Einschreiten sei folglich nicht notwendig gewesen.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland