LESERINNENBRIEFE
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Der Senat produziert heiße Luft

■ betr.: „Senat verschiebt Charité-OP“, taz vom 27. 5. 10

Richtig. Der Titel sagt es. Mit seiner „Entscheidung“ zur Zukunft von Charité und Vivantes hat der Senat nur heiße Luft produziert. Nichts ist entschieden, keine neuen Fakten liegen auf dem Tisch – alle haben das Gesicht gewahrt. Chapeau, Herr Wowereit.

1. Der Abbau von 500 Betten in der Charité ist schon lange in das Unternehmenskonzept eingepreist. Allerdings hat Herr Nussbaum das Gesicht gewahrt – der von ihm geforderte Bettenabbau wird mit seiner Forderung umgesetzt. 2. Herr Einhäupl hat wie ein Löwe für den Erhalt der Charitéstandorte gekämpft – und gewonnen. Auch der Standort Steglitz, der Campus Benjamin Franklin (CBF) bleibt Bestandteil der Charité. 3. Herr Bovelet behält das Auguste-Victoria-Krankenhaus als eigenständigen Standort im Vivanteskonzern. 4. Der Regierende hat eine „Entscheidung“ getroffen, ohne dass vor der Wahl im nächsten Herbst noch wirklich eine Veränderung eintreten wird. Das nenne ich „große“ Politik – allerdings mehr im Sinne eines Zitats aus dem Film „Shrek“: „Ich kann zaubern, ich kann heiße Luft zum Stinken bringen.“

Schade für die Berliner Bevölkerung und besonders schade für die Beschäftigten der Charité. Denn diese hängen nun weiter in der Luft, müssen mit andauernden Projekten zur Personaleinsparung und Arbeitsverdichtung leben, bekommen immer nur die Finanznot vorgehalten und sollen dabei noch hoch motiviert Patientenversorgung auf Maximalniveau erbringen sowie nebenbei Spitzenforschung betreiben. Von ihnen wird die Quadratur des Kreises gefordert, während sich die Verantwortlichen hinter Wolken aus Nebelkerzen verstecken. Chapeau, Herr Wowereit!

KILIAN TEGETHOFF, Kleinmachnow

Nicht nur dumm, auch tot

■ betr.: „Schlimme Ermittlungsfehler“ im „Tatort“, taz vom 26. 5. 10

Lieber Autor, wenn Sie bis heute gedacht haben, dass alles stimmt, was im deutschen Fernsehen läuft, dann sind Sie ein glücklicher Fern-Seher. Allerdings halte ich ihre Einstellung für grob fahrlässig. Denn ich muss Sie enttäuschen. Dies ist nicht der einzige Ermittlungsfehler! Fragen Sie doch mal die Saarbrücker Kommissare, ob sie damit glücklich sind, immer auf derselben Straße Verfolgungsjagden zu machen. Einmal wird die Straße von rechts gefilmt und einmal von links. Das berichtete mir ein alteingesessener Saarländer und meinte, so viele Straßen hätten sie gar nicht in Saarbrücken, um eine Verfolgungsjagd realistisch zu drehen.

Faszinierend fand ich als Norddeutsche, dass man in Tönning in ein Restaurant hineingeht und in Husum wieder herauskommt. Geschehen in einem Film über ein Klassentreffen. Ich denke, jeder der sich in einer Gegend gut auskennt, hat diese oder ähnliche Geschichten zu erzählen.

Genauso verhält es sich mit bestimmten Berufsgruppen. Fragen Sie nur Juristen nach Formaten mit Rechtsanwälten, Richtern und Co. Ich denke, keine dieser Berufsgruppen wird sich ernsthaft so etwas ansehen. Schlimm fand ich auch eine Traumschifffolge, in der einer Diabetespatientin, die ihre Schokolade vergessen hatte (so der Ablauf im Film), Insulin gespritzt wurde, nachdem sie ohnmächtig geworden war. Leider wäre diese Patientin jetzt tot. Viele Menschen denken jetzt bestimmt, sie können im Notfall einen Diabetiker retten. So aber nicht! Niemals Insulin spritzen! Einem ohnmächtigen Diabetiker immer Zucker geben. Sonst macht Fernsehen nicht nur dumm, sondern auch tot. BIRTE SOSNA, Magdeburg

Dank für positive „coverage“

■ betr.: „Mitten in Berlin“, taz vom 22./23./24. 5. 10

Vielen Dank für ihre positive „coverage“ der Eröffnung der neuen Kreuzberger Moschee. Ihre Bilder waren auch ein schöner Wechsel von den beliebten „Po/Hintern betend“-Muslimbildern, die viele Medien bevorzugen. Danke nochmals! SAMAI SALIM, Berlin