Bend Hollerbach wird Trainer des VfB Lübeck
: Ein Franke an der Lohmühle

Er galt als ehrlicher Fußballarbeiter der rustikalen Schule. Dass sein sportliches Vorbild der argentinische Ballzauberer Maradona ist, verstand er auf dem Platz stets zu verbergen. Nun soll der gebürtige Franke und gelernte Metzger Bernd Hollerbach als neuer Trainer den Regionalliga-Kickern des VfB Lübeck das beibringen, was er selbst nie beherrschte: die hohe Schule des filigranen Kurzpassspiels.

Als Nachfolger des vergangene Woche nach verpasstem Aufstieg geschassten Stefan Böger unterschrieb der 36-Jährige gestern an der Lohmühle einen Vertrag bis Juni 2008, der sowohl für die Regionalklasse als auch für die zweite Bundesliga gilt. Dass Hollerbach das Trainerhandwerk versteht, bewies er bereits bei seiner ersten Station als Coach: Den Verbandsligisten VfL 93 Hamburg führte er vor wenigen Tagen auf Anhieb in die Oberliga Nord.

„Ich bin ein ehrgeiziger Typ, der sich immer hohe Ziele setzt. Diese Ziele gilt es nun mit dem VfB zu erreichen“, outete sich der Weißwurst-Liebhaber bei seiner Inthronisierung als Meister der gesprochenen Floskel. Weitere Spieler sollen nun geholt, der verpasste Aufstieg im kommenden Jahr nachgeholt werden.

Mit seinem Wechsel nach Lübeck ist der ehemalige Linksverteidiger endgültig auf dem Weg zum Wahlhanseaten. Denn Hollerbach gehört zu den wenigen Fußballprofis, die gleichzeitig von den Fans des FC St. Pauli und des HSV verehrt werden. Fünf Jahre, von 1990 bis 1995 schnürte er am Millerntor seine Fußballschuhe, bevor er nach kurzem Gastspiel in Kaiserslautern 1996 zum HSV wechselte. Dort blieb er acht lange Jahre, in denen er 197 Bundesligaeinsätze absolvierte.

Seinen Wahlspruch „An mir kommt nur der Ball oder der Gegner vorbei, niemals beide“ löste er stets ein. In seinen 15 Profijahren kassierte er 134 gelbe Karten und ist damit ewiger Rekordhalter im bezahlten deutschen Fußball. „Der benimmt sich wie auf der Jagd und rennt wie ein wildgewordener Handfeger über den Platz“, hat Hollerbachs Trainerkollege Frank Neubarth (Holstein Kiel) einmal die körperbetonte Spielweise Hollerbachs skizziert.

Auch wenn der Franke nur noch an der Seitenlinie steht: Auf die Gegner des VfB Lübeck dürften beinharte Zeiten zukommen.MARCO CARINI