: Gaza-Aktivisten auf der Rückreise
ABSCHIEBUNG Israel lässt alle Gaza-Helfer frei. Forderungen nach einer Untersuchung des Angriffs werden lauter
JERUSALEM apn | Zwei Tage nach dem blutigen Angriff auf die Gaza-Hilfsflotte hat Israel am Mittwoch alle ausländischen Aktivisten wieder freigelassen. Handy, Fotoapparate und Videokameras, die Material von dem Geschehen enthalten können, mussten sie aber zurücklassen. Eine Sprecherin der Gefängnisbehörde teilte mit, 632 internationale Häftlinge seien aus der Haft entlassen worden und auf dem Heimweg. Wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte, konnten auch die letzten fünf festgehaltenen Bundesbürger das Gefängnis im israelischen Beerscheva verlassen. Ein weiterer, verletzter Deutscher werde noch im Krankenhaus versorgt.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kritisierte das Verhalten der israelischen Behörden. Er geht davon aus, dass die „dramatischen Ereignisse“ auch im Bundestag zur Sprache kommen. Der UN-Menschenrechtsrat will den israelischen Einsatz von einem internationalen Ermittlungsteam aufklären lassen. Auch US-Präsident Barack Obama bekräftigte seine Forderung nach einer „glaubwürdigen, unparteiischen und transparenten Untersuchung“. Dem türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan sprach er in einem Telefonat sein Beileid aus. Vier der mindestens neun Todesopfer sind Türken.
Die vier türkischen Todesopfer sollen aus islamistischen Kreisen stammen, berichten mehrere Zeitungen. Das israelische Militär hatte den Aktivisten an Bord der türkischen „Mavi Marmara“ die Schuld an der Eskalation gegeben. Im Zuge seiner diplomatischen Krise mit der Türkei beorderte Israel Angehörige seiner Botschaft aus Ankara zurück.
Ein Teil der Ladung, die der Konvoi aus sechs Schiffen in den Gazastreifen bringen wollte, ist nach Armeeangaben inzwischen von der Armee auf dem Landweg in den Gazastreifen transportiert worden. Bis Donnerstag sollte der Rest folgen.
Ein irisches Schiff mit Hilfsgütern ist noch auf dem Weg nach Gaza. Die „Rachel Corrie“ war wegen technischer Probleme hinter der „Solidaritätsflotte“ zurückgeblieben. Irlands Außenminister Michael Martin forderte die israelische Regierung auf, das Schiff nicht zu blockieren. Es sei „zwingend erforderlich“, dass es kein weiteres Blutvergießen und keine neuen Konfrontationen gebe, wenn das Schiff vermutlich in den kommenden Tagen in Gaza eintreffe.