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Archiv-Artikel

Antibiotika und Spritzen im Lager

MEDIZIN Über Pharmakonzerne und Geldspenden sammelt Hoshang Sabri Medikamente

„Selbstverwaltung für alle syrischen Völker“ sieht der Apotheker Sabri als Lösung

„Den Kopf bitte einziehen“, sagt Hoshang Sabri höflich, bevor er in dem Kellerloch verschwindet. Unten angekommen, zeichnen sich im grellen Neonlicht kahle Kellerwände und endlose Regalreihen ab. In der hintersten Ecke, zwischen altem Werbematerial und antiken Medizinfläschchen, liegt Sabris ganzer Stolz: vier blaue Plastikbehälter, randvoll mit Schmerzmitteln, Antibiotika und Injektionen.

Wieder oben, setzt sich Sabri ins Büro seiner kleinen Apotheke und nippt an seinem Kaffee. Seit knapp zwei Jahren sammelt der 68-Jährige im Keller Medikamente, die regelmäßig nach Syrien geschleust werden. Die meisten der Arzneien stammen aus Spenden von deutschen Medikamentenherstellern oder werden von Spendengeldern gekauft. Die Lieferungen werden von befreundeten Ärzten und Mitgliedern des syrischen Vereins „Union syrischer Studenten und Akademiker“ über die Türkei an die Grenzen zu Syrien gebracht. Da die Lage im syrischen Grenzgebiet aber sehr unübersichtlich sei, könne man nur hoffen, dass die Hilfe tatsächlich bei den richtigen Leuten ankomme, sagt Sabri: „Bei denjenigen, die gegen das Assad-Regime, gegen die Islamisten und für ein demokratisches Syrien kämpfen.“ Für ein Syrien, sagt er, in dem alle syrischen Volksgruppen die gleichen Rechte bekämen.

Sabri ist syrischer Kurde. Seit rund 50 Jahren kämpft er gegen die Unterdrückung und für eine Selbstverwaltung der Kurden in Syrien, erzählt er. Sein Vater war Mitbegründer der Demokratischen Partei Kurdistan-Syrien, die sich seit Ende der 1950er Jahre für die Rechte der Kurden in Syrien einsetzt. Schon früh politisiert, engagierte sich Sabri gegen die Baath-Partei unter der Führung von Hafis al-Assad. Zweimal wurde er verhaftet, gefoltert und schließlich ausgebürgert, berichtet er. Über Umwege floh er Mitte der 1970er Jahre mit seiner Frau nach Deutschland.

Unfassbar, aber nicht überraschend

Was jetzt in Syrien passiere, die Massaker, das Giftgas, das sei alles unfassbar – aber nicht überraschend: „Unter dem Assad-Regime war und ist Syrien ein gesetzloses, korruptes Land. Frieden gibt es nur, wenn das Assad-Regime endgültig gestürzt wird.“

Ein Militärschlag könnte eine Lösung sein, meint er. Ein Instrument, um den Weg für eine Zeit ohne Assad zu ebnen. Wie die aussehen könnte? Sabri nimmt einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. „Dezentralisierung und Selbstverwaltung für alle syrischen Völker.“ Das sei vielleicht auch ein Mittel, um die Probleme innerhalb der syrischen Bevölkerungsgruppen zu lösen.