: Furor wegen „Grundsteinlegung“
PAVILLON Seit einer Woche sollen Info-Guides auf dem Tempelhofer Feld über die Pläne zur Randbebauung informieren – und müssen dabei auch Missverständnisse aufklären
GUIDE IM INFO-PAVILLON
Es ist kalt dieser Tage auf dem Tempelhofer Feld. Nur wenige Menschen sind unterwegs. Ein Wagen des Sicherheitsdienstes dreht seine Runden. Ansonsten passiert nicht viel. Wäre da nicht der neue Informationspavillon „Schaustelle Wohnen“ unweit des westlichen Haupteinganges zum Tempelhofer Feld – ein Schauplatz von Auseinandersetzungen zur Zukunft des früheren Flughafengeländes.
Der Pavillon und mehrere Mitarbeiter_innen sollen den Berliner_innen die geplante Randbebauung des Feldes schmackhaft machen. Doch nicht alle Besucher_innen wollen die frohe Kunde von der Umgestaltung des Feldes hören – sehr zum Leidwesen einer Mitarbeiterin, die als sogenannter Guide im Pavillon für Fragen bereitsteht. Gleich in der ersten Woche sei sie verbal angegangen worden, was ihr an ihrem vorherigem Arbeitsplatz, dem inzwischen geschlossenen Pavillon im Norden des Feldes, nie passiert sei. Die Stimmung scheint gereizt zu sein bei den Gegner_innen jeglicher Bebauung des Feldes. „Ein Besucher regte sich darüber auf, dass Fakten geschaffen würden“, erzählt die 54-Jährige routiniert, „dabei finden gegenüber dem Pavillon archäologische Grabungen zum ehemaligen Zwangsarbeiterlager statt.“ Der Besucher aber hatte die Grabung für eine Grundsteinlegung gehalten.
Nach ihrer eigenen Meinung gefragt, antwortet die Info-Mitarbeiterin: „Ich habe Freunde in München. Die können von Mietpreisen von 6 bis 8 Euro, wie sie für die Hälfte der Wohnungen vorgesehen sind, nur träumen.“ Zudem habe eine Befragung gezeigt, dass der Durchschnittsbesucher des Feldes männlich, zwischen 20 und 35 und sportaffin sei. Man müsse das Feld aber auch für andere Gruppen attraktiver machen. So mangele es an Toiletten und schattigen Plätzen. „In Stuttgart demonstrieren sie gegen das Abholzen von Bäumen und auf dem Feld gegen das Pflanzen von Bäumen.“ Das sei doch kurios.
Ginge es nach den Gegner_innen, dürfte sich nichts auf dem Feld verändern. In zahlreichen Gesprächen habe sie allerdings festgestellt: „80 Prozent finden die Pläne gut.“ Das mag zu hochgegriffen sein, aber laut einer aktuellen Forsa-Umfrage in der Berliner Zeitung unterstützen immerhin knappe 60 Prozent die Pläne des Senats. Am Ende bliebe die unbebaute Fläche bei 230 Hektar. Zum Vergleich: Der Tiergarten ist 210 Hektar groß. Andererseits sollen 100 Hektar bebaut werden – etwa das Doppelte des Potsdamer Platzes. Wie es weitergeht mit der Planung, wird sich Ende Januar zeigen. Dann wird bekannt gegeben, ob die Bürgerinitiative gegen die Bebauung genügend Unterschriften für einen Volksentscheid sammeln konnte. KIM TRAU