Zeugnisse jüdischer Kultur

ZEITGESCHICHTE Das Denkmalschutzamt restauriert sieben Porträts jüdischer Gemeindemitglieder. Die Bilder wurden 1942 vor den Nazis gerettet

2005 lagen sie noch halb vermodert im Keller der Synagoge Hohe Weide, und jetzt sind sie fast wieder hergestellt: Fünf von sieben Porträts jüdischer Gemeindemitglieder aus dem 19. Jahrhundert hat das Denkmalschutzamt in den letzten Jahren restauriert. Am Mittwoch wurden die ersten vorgestellt: Heinrich Heines Tante Betty ist darunter, Gabriel Riesser, der 1860 erster jüdischer Richter Deutschlands wurde, sowie Ephraim und Esther Edvards. Esther Edvards kam aus Curaçao – aus der Familie, die den berühmten Likör erfand. Die Porträts der Edvards hingen vor 1942 in einem Altenheim, dem das Paar 150.000 Reichsmark gestiftet hatte.

Über die Besitzer der Bilder ist nichts bekannt. Sicher ist aber, dass sie 1942 aus den Rahmen geschnitten, mit schreibmaschinengeschriebenen Zetteln versehen und irgendwo versteckt wurden, damit die Nazis sie nicht raubten. Wo, weiß niemand – und auch nicht, wie sie in den Keller der 1960 eröffneten Synagoge kamen, wo ein Hausmeister sie 2005 fand.

3.000 bis 5.000 Euro ist jedes der Porträts wert, aber wer sie malte, konnte weder Denkmalschutzamts-Chef Andreas Kellner noch Ulrich Lohse, Vorstand der jüdischen Gemeinde, sagen. Es seien unbekannte Maler, hieß es, und dass die öffentliche Hand die Restaurierung mit 32.000 Euro finanziert habe, liege daran, dass Hamburg nur noch wenige Zeugnisse jüdischer Kultur habe.

Ob die Gemälde aber je einer breiten Öffentlichkeit gezeigt werden, ist unklar. Lohse sagte, er könne sich vorstellen, die Porträts in den Räumen der jüdischen Gemeinde „allen Interessierten“ zu zeigen. Später sprach er von einer möglichen Zusammenarbeit mit Hamburger Museen. Darüber werde in den nächsten Jahren entschieden.PETRA SCHELLEN