: Kino von unten
Es muss nicht unbedingt Hollywood sein – immer mehr Filmschaffende bringen Alternativen auf die Leinwand und berichten über die Themen der sozialen Bewegungen
Politisch interessierte Kinogänger kommen in Berlin voll auf ihre Kosten. Jede Woche laufen an verschiedenen Orten Filme unabhängiger Filmemacher, in denen politische Themen behandelt werden – man muss nur wissen wo. Die Kinos Moviemento, Lichtblick, ACUD, fsk und Regenbogen sind schon mal gute Anlaufpunkte. Aber auch in alternativen Hausprojekten und Kneipen, gibt es regelmäßig Filme zu sehen – zumeist sogar kostenlos. Wir haben uns einmal umgesehen und stellen euch hier unsere Highlights vor – denn Kino von unten ist groß:
Donnerstag, 5. Dezember DDR-Punkszene
Unsere Kinowoche startet laut. In der Räumen des Kneipen-Kollektivs „Baiz“ in Berlin-Mitte wird heute Abend der Musikfilm „Achtung! Wir kommen. Und wir kriegen Euch alle.“, gezeigt. Regisseur Roland K.G. Gernhardt begleitet den Werdegang wichtiger Protagonisten der DDR-Punkszene nach der Wende. Mit dabei sind zum Beispiel Feelin B, Sandow und Die Skeptiker. Die Dokumentation ist der Nachfolgefilm des DEFA-Klassikers „flüstern & SCHREIEN“.
20 Uhr im Baiz, Christinenstraße 1, Eintritt frei
Freitag, 6. Dezember: Die Zeit vor der Wende
Im Kunsthaus ACUD in Berlin Mitte gibt es diesen Freitag großes Kino für den Nachwuchs – die Kinder-Komödie „Sputnik“ von Markus Dietrich. Der Film spielt kurz vor der Wende in dem ostdeutschen Dorf Malkow und erzählt die Geschichte der drei Freunde Rike, Fabian und Jonathan, die einen Teleporter bauen, um Rikes Onkel Mike aus West-Berlin in den Osten zurück zu beamen.
17 Uhr, Kunsthaus ACUD, Veteranenstraße 21
Samstag, 7. Dezember Leben im Kollektiv
Anlässlich der Veranstaltung „Im Kollektiv – Leben, Lust und Wirklichkeiten“, werden am Samstag und Sonntag im fsk Kino Filme gezeigt, die sich mit kollektiven Lebensformen auseinandersetzen. Die Fragestellungen sind: Wo liegen die Möglichkeiten kollektiven Handelns? Wo die Grenzen? Am Samstag stehen zwei Beiträge der Serie „in arbeit“ auf dem Programm, in der Kollektiv-Projekte aus Europa vorgestellt werden, sowie der Film „El lugar más pequeño“ über das Dorf Cinquera in El Salvador, dessen Bewohner ihr Zuhause nach dem Bürgerkrieg gemeinsam wieder aufgebaut haben. Am Sonntag folgen dann die Beiträge „Zum Vergleich“ und „La libertad según Los Zapatistas“. Begleitend zu den Filmen wird diskutiert.
Samstag, ab 16 Uhr, fsk Kino, Segitzdamm 2
Sonntag, 8. Dezember „Aufstand in Sobibór“
Vor 70 Jahren am 14. Oktober 1943 rebellierten 600 Häftlinge im Vernichtungslager Sobibór gegen ihre Gefangenschaft. 365 von ihnen konnten zunächst fliehen, doch nur knapp 40 überlebten die anschließende Verfolgung. Es war der zweite zum Teil erfolgreiche Aufstand in einem KZ nach Treblinka und der Beweis dafür, dass sich die jüdischen Bürger Europas nicht wie „Lämmer zur Schlachtbank“ haben führen lassen. Bis zu 250.000 Juden vergasten die Nazis in Sobibór. Am Sonntag wird im Bethanien an den Aufstand von Sobibór erinnert. Abends um 20 Uhr wird der Film „Aufstand in Sobibór“ von Lily van den Bergh und Pavel Kogan gezeigt. Vorher liest ab 17 Uhr die Autorin Franziska Bruder aus ihrem Buch „Hunderte solcher Helden“ und trägt Berichte Überlebender vor.
17 Uhr / 20 Uhr, New Yorck im Bethanien, Mariannenplatz 2A
Montag, 9. Dezember Jüdische Kultur
Jeden zweiten Montag im Monat findet im Bandito Rosso der Frauen-Lesben-Transgender-Kneipenabend „mama:lotta“ statt. Teil des Abends sind Stammtische, Infoveranstaltungen und Diskussionen. Auch Filme werden gezeigt. Am kommenden Montag ist der Film „Jalda und Anna“ der Regisseurin Katinka Zeuner zu sehen, in dem die beiden Künstlerinnen Jalda Rebling und Anna Adam portraitiert werden. Der Film folgt ihnen auf ihrem Weg, die Freude am Jüdischsein wiederzuerlangen. Rebling und Adam wuchsen nach der Shoah in Deutschland auf. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit der Regisseurin.
Wichtig: FrauenLesbenTrans* only. 20.30 Uhr, Bandito Rosso, Lottumstraße 10a
Dienstag, 10 Dezember Mumia Abu Jamal
In der Kneipe Lunte läuft kommenden Dienstag der Film „Mumia – Long Distance Revolutionary“. Seit 1981 sitzt der afroamerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal im Gefängnis, weil er einen Polizisten erschossen haben soll. Der Fokus der Chronologie von Stephen Vittoria liegt auf Abu-Jamals journalistischer und schriftstellerischer Tätigkeit vor und während der Zeit im Todestrakt von Pennsylvania.
20 Uhr, Lunte, Weisestraße 53, Eintritt frei
Mittwoch, 11. Dezember Rassistische Gewalt
Um den Mauerfall und die Wiedervereinigung geht es in dem Dokumentarfilm „Duvarlar/Mauern/Walls“ des Regisseurs Can Candan, der in der Alternativ-Kneipe Café Cralle im Wedding läuft. In ihm spricht Candan mit türkischsprachigen Berlinern über die rassistische Gewalt und Hetze in der Wendezeit.
20 Uhr, Café Cralle, Hochstädter Straße 10a, Eintritt frei
LUKAS DUBRO