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Archiv-Artikel

Iraks neue Regierung kritisiert die USA

Iraks neuer Regierungschef erhebt wegen der Tötung von mindestens 15 Zivilisten in Haditha im November schwere Vorwürfe gegen die USA. Auch der neue Botschafter Iraks in den USA beklagt einen grundlos von US-Truppen erschossenen Cousin

LONDON/WASHINGTON/BAGDAD dpa/rtr ■ Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat im Zusammenhang mit einem Massaker an irakischen Zivilisten in der Stadt Haditha schwere Vorwürfe gegen die US-Truppen im Land erhoben. „Es ist nicht zu rechtfertigen, dass eine Familie getötet wird, weil jemand gegen Terroristen kämpft“, sagte al-Maliki am Dienstag der britischen BBC.

„Wir sind besorgt über die Zunahme von ‚Fehlern‘. Ich sage nicht, dass sie beabsichtigt sind. Aber sie sind Besorgnis erregend“, sagte der vor kurzem ins Amt gekommene al-Maliki am Dienstag in einem Reuters-Interview. „Wir werden nicht nur Antworten für Haditha haben wollen, sondern für jeden Einsatz, in dem es aufgrund von Fehlern zu Tötungen kam. Die Verantwortlichen werden wir dingfest machen“, sagte al-Maliki weiter.

Nach Angaben des neuen irakischen Botschafters in den USA, Samir al-Sumaidaie, gibt es viele Hinweise darauf, dass US-Soldaten wehrlose Zivilisten „absichtlich getötet haben“. Auch sein Cousin sei im November vergangenen Jahres in Haditha grundlos von US-Soldaten erschossen worden, sagte er dem US-Sender CNN.

Bei dem Einsatz der US Marines in Haditha waren nach Berichten von US-Medien mindestens 24 irakische Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder, angeblich grundlos getötet worden. Am Montag hatte der demokratische US-Abgeordnete John Murtha dem Verteidigungsministerium in Washington vorgeworfen, das Massaker vertuschen zu wollen, und von „kaltblütigen“ Morden gesprochen.

Schon lange seien ihm Berichte über das angebliche amerikanische Massaker in Haditha bekannt gewesen, sagte der irakische Botschafter al-Sumaidaie. Es habe allerdings „einen starken Druck unserer Freunde“ gegeben, über diesen Vorfall nicht zu sprechen. Er berichtete auch über den Tod von vier jungen Irakern, die unbewaffnet in einem Auto erschossen worden seien – dabei allerdings „ist es möglich gewesen“, dass US-Soldaten sich bedroht gefühlt haben könnten.

Bush hatte den neuen Botschafter am Montag in einem kleinen Festakt im Weißen Haus willkommen geheißen und betont, er sei „zuversichtlich auf die Zukunft der Freiheit im Irak“. Der „Mut der Führung und die Entschlossenheit des irakischen Volkes“ seien beeindruckend.

Das Pentagon hat am Dienstag erneut die volle Aufklärung der Vorfälle von Haditha zugesichert. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohen mehreren US-Marine-Infanteristen Anklagen wegen Mordes und Kriegsverbrechens.