„Druck auf Schulabgänger steigt“

Der Uni-Sparkurs ist falsch, sagt David Hachfeld, Student und Mitglied des Akademischen Senats der FU. Die Chancen, einen Studienplatz zu bekommen, seien jetzt schon niedrig

taz: Herr Hachfeld, werden sich Schulabgänger in Berlin in Zukunft um die immer weniger werdenden Studienplätze kloppen müssen?

David Hachfeld: Das steht zu befürchten. Der massive Studienplatzabbau betrifft aber nicht nur Berlin. In fast allen Bundesländern werden Studienplätze abgebaut. Im Gegensatz zu Berlin findet dort zudem eine Kommerzialierung von Studienplätzen statt.

Sie meinen die Einführung von Studiengebühren?

Richtig. Das erhöht den Druck auf die Berliner Studiensituation. Hier gibt es ja noch keine Studiengebühren. Das ist gut so. Dadurch wird Berlin für Studierende natürlich noch attraktiver. Seit die Berliner Universitäten vor vier Jahren als Reaktion auf die chronische Unterfinanzierung der Hochschulen einen flächendeckenden NC eingeführt haben, sind die Chancen in Berlin zu studieren ohnehin schon absolut gering. In vielen Fächern liegt der NC bei einem Abitur-Notendurchschnitt von 1,6. Das erfüllen gerade mal zwei, drei Abgänger einer Schule.

Was für Folgen wird der Studienplatzabbau für eine Hochschule wie die Freie Universität haben?

An der FU werden 82 Professorenstellen abgebaut. Das ist ein Viertel der bestehenden Professoren. Daran hängen an die 400 Mitarbeiterstellen. Die Konsequenz davon ist, dass das Lehrangebot massiv zusammengespart wird. Aber ich warne davor, das Problem auf eine einzelne Universität zu reduzieren. Berlin setzt seinen Sparkurs fort und nimmt die Verantwortung nicht ernst, Menschen einen angemessenen Zugang zu universitärer Bildung zu ermöglichen. Die Folge ist, dass immer weniger Menschen Zugang zu dem Wissen haben, das von Universitäten vermittelt wird.

Was für Auswirkungen hat der Sparkurs für die Stadt Berlin?

Hochschulen bergen eine Menge an wissenschaftlichem Potenzial. Dessen würde sich Berlin berauben. Die Stadt könnte von vielen guten Ideen, die in den Universitäten produziert werden, ungemein profitieren – nicht nur wirtschaftlich gesehen, sondern auch um die vielen sozialen Probleme in Berlin anzugehen.

Was würden Sie Schulabgängern, die studieren möchten, raten?

Studieren ist ein soziales Menschenrecht. Ich erwarte, dass jeder, der studieren möchte, das offensiv einfordert, dass er notfalls auch versucht sich einzuklagen. Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass an den Hochschulen eine Elitenbildung stattfindet. Ich setze darauf, dass es in dieser Gesellschaft eine Reihe von Menschen gibt, die sich gegen diese Form der Verengung und Verknappung von Bildung wehren. Auf diese Leute wird es ankommen.

INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE