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Archiv-Artikel

Spanien fliegt Flüchtlinge nach Senegal

Abgeschobene von den Kanaren und die Regierung in Dakar protestieren gegen Massenabschiebungen

Von D. J.

DAKAR/MADRID afp/dpa/taz ■ Mit Betrugsmanövern haben die spanischen Behörden Massenabschiebungen afrikanischer Flüchtlinge von den Kanaren nach Senegal eingeleitet und damit Protest seitens der senegalesischen Regierung provoziert. Landwirtschaftsminister Farba Senghor teilte in der Nacht zum Donnerstag nach der Landung eines Flugzeuges mit 99 Abschiebehäftlingen in Senegals Hauptstadt Dakar mit, den Flüchtlingen sei vor dem Abflug gesagt worden, sie würden auf das spanische Festland nach Malaga geflogen. Außerdem hätten sie Handschellen tragen müssen. Innenminister Ousmane Ngom erklärte, sollten die spanischen Behörden die illegalen Einwanderer nicht mit Respekt behandeln, würde die „Repatriierung unserer Staatsangehörigen in Frage gestellt“. „Wisst ihr, wo ihr seid? Ihr seid am Flughafen Leopold Sedar Senghor in Dakar. Ihr könnt aussteigen.“ Diese Ansage, berichtete gestern die senegalesische Zeitung Wal Fadjri, hätten die Abgeschobenen zu ihrer Überraschung gehört, als sie am Mittwochnachmittag aus Teneriffa in ihr Heimatland geflogen wurden.

Ein Polizeisprecher sagte, an Bord der Maschine hätten sich ebenso viele spanische Polizisten wie Flüchtlinge befunden. Als die Flüchtlinge realisiert hätten, dass sie in Dakar seien und nicht in Malaga, hätten sie sich zunächst geweigert, die Maschine zu verlassen. Die Gendamerie musste an Bord gehen und die Passagiere mit Gewalt herausholen. Sie seien in einen Hangar gebracht worden, wo Regierungsvertreter auf sie warteten. Dies habe den Eindruck vermittelt, Senegals Regierung stehe hinter den Abschiebungen, so der Zeitungsbericht weiter.

„Wir sind Opfer unserer eigenen Gutgläubigkeit geworden“, wurde der abgeschobene Khadim Faye zitiert. „Wir hätten einfach bei der Ankunft (auf Teneriffa) sagen sollen, das wir keien Senegalesen sind. Diejenigen, die sich als Guineer, Gambier, Liberianer oder Malier ausgegeben haben, sind noch da. Aber wir haben die Wahrheit gesagt, und das haben wir nun davon.“ Er werde nun sofort Geld borgen, um die Rückreise auf die Kanaren anzutreten. Die Regierung sagte jedem der 99 Abgeschobenen 10.000 CFA-Francs (rund 15 Euro) Unterstützung zu.

Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero erklärte gestern, seine Regierung werde innerhalb einer Woche mehr als 600 senegalesische Flüchtlinge von den Kanarischen Inseln abschieben. Die Zahl der Abgeschobenen könne sich auf bis zu 800 erhöhen, wenn die Identifizierung der Zuwanderer abgeschlossen sei. Die Rückführung werde eine abschreckende Wirkung für alle haben, die auf illegalem Wege nach Spanien gelangen wollten, meinte Zapatero.

Am Dienstag hatten marokkanische Behörden bereits 433 illegale Einwanderer aus Senegal in ihre Heimat zurückgebracht. Sie waren mit ihrem Fluchtversuch auf die nur rund hundert Kilometer Luftlinie von der afrikanischen Küste entfernt gelegene spanische Inselgruppe gescheitert. Dies folgte auf die Abschiebung von 130 Illegalen aus der Westsahara im März und 1.200 im vergangenen Oktober. D. J.