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Archiv-Artikel

Von Bergedorf lernen oder nicht

JUSTIZ Amtsrichter Olof Masch wirbt für mehr Kooperation im Umgang mit jugendlichen Gewalttätern. Die Justizbehörde sieht keinen Handlungsbedarf

Von GRÄ

Vergangenen Donnerstag erhielt der Bergedorfer Amtsrichter Olof Masch eine Einladung: zum Treffen der Behördenleiter, die gemeinsam die Vorgeschichte des jugendlichen Intensivstraftäters Elias A. aufarbeiten wollen, der einen 19-Jährigen am Jungfernstieg erstochen haben soll.

Überrascht ist Masch insofern, als seine Vorschläge zum Umgang mit Jugendlichen wie Elias A. in der Vergangenheit zumindest bei Justizsenator Till Steffen (GAL) auf relativ wenig Gegenliebe stießen. Schon 2009 – und erneut jetzt nach der Attacke am Jungfernstieg – hatte der Amtsrichter das von ihm eingeführte „Bergedorfer Modell“ ins Gespräch gebracht: Einer der Kernpunkte ist die Personalunion von Jugend- und Familienrichtern, laut Masch ohnehin Soll-Vorschrift des Jugendgerichtsgesetzes: Sie ermöglicht, dass der Richter noch vor Prozessbeginn einen gemeinsamen Gesprächstermin mit Eltern und Jugendlichem anberaumen kann.

Weiterhin fordert Masch eine Neuordnung der Jugendstaatsanwaltschaft: Die Zuständigkeit solle für einen bestimmten Bezirksbereich gelten. Damit könnten Gericht, Polizeirevier, Jugendamt und Staatsanwaltschaft besser kooperieren.

Geteilte Ziele

Die Justizbehörde kann sich für diese Vorschläge nicht erwärmen. Man teile die Ziele, heißt es, nicht aber die Vorstellung über die Wege dorthin. Eine regionalisierte Zuständigkeit der Jugendstaatsanwaltschaft etwa habe es in Hamburg bereits gegeben, aufgrund inhaltlicher Probleme sei stattdessen die Buchstabenzuständigkeit eingeführt worden. Nur diese könne „Sachbearbeiterkontinuität“ garantieren.

Eine Personalunion von Familien- und Jugendrichtern hält der Justizsenator aufgrund der ohnehin bestehenden Kooperation für überflüssig. Die kann Masch indes nirgends entdecken.

Dass, wie von Masch ins Feld geführt, in Bergedorf die Zahl der angeklagten jugendlichen Gewalttäter zwischen 2008 und 2009 um 15 Prozent sank, hat die Polizei zumindest offiziell nicht beeindruckt. Ihr Sprecher ließ sich damit zitieren, dass „Kriminalität viele Ursachen hat“. Richter Masch wirbt nun für eine Evaluation des „Bergedorfer Modells“. Eben die scheint der Justizbehörde rückwirkend „nicht möglich“. Außerdem, so Steffens Sprecherin Pia Kohorst, gebe es in anderen Stadtteilen mit ähnlicher Bevölkerungsstruktur vergleichbare Rückgänge. GRÄ