WAS MACHT EIGENTLICH ...… Goleo?: Verstümmelt werden
Das Maskottchen der Fußball-WM 2006 ist entführt worden. Der Plüschlöwe Goleo wurde aus einem Souvenirshop an der Friedrichstraße verschleppt. Die Kidnapper nennen sich „Brigade 9. Juni, Kommando Protestgeneration“. Sie haben das Raubtier in einen Kaninchenkäfig gesperrt und das linke Ohr abgeschnitten. Der Ball namens Pille, den Goleo unter seinem Arm trägt, wurde „ermordet“. Die Forderungen der Gruppe, die per Bekennerbrief zur taz gelangten, im Einzelnen: Sofortige Aussetzung der WM und sämtlicher damit verbundener Werbemaßnahmen, die Wiese vor dem Reichstag müsse wieder dem „Volxfußball“ gehören, und die Reklameskulpturen vor dem Reichstag und auf dem Bebelplatz sollen verschwinden. Zudem müsse die Überwachung der Bevölkerung gestoppt werden. Sollten diese Forderungen nicht erfüllt werden, drohe Goleo ein langsamer, qualvoller Tod: Er werde vom Wachhund der Brigade 9. Juni mit dem Namen Nici zerfleischt. Das erste Ultimatum lief schon am 27. Mai ab und wurde jetzt verlängert bis zum 9. Juni. Die Entführer zeigen eine geradezu löwenverachtende Sturheit gegenüber Kompromissvorschlägen. Sie schreiben in ihrem Erpresserbrief, dass „Kerzenlichter, Menschenketten und eine Austauschgeisel wie Franz Beckenbauer“ sie nicht von ihren Forderungen abbringen werden. Das Organisationskomitee der WM und die Fifa schweigen bislang zu dem Entführungsfall. Vermutlich wollen sie die Geisel nicht gefährden und bemühen sich hinter den Kulissen um die Freilassung. KAL FOTO: 9. JUNI
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