Ölpest erreicht Florida

UMWELT Der Untergang der Plattform „Deepwater Horizon“ kostete BP bisher rund 1,25 Milliarden Dollar. Ein deutsch-amerikanisches Forscherteam sagt, das Öl könne mit dem Golfstrom in den Atlantik geraten

LONDON/BERLIN afp/apn/taz | Die größte Ölpest in der Geschichte der USA hat den britischen Energiekonzern BP nach eigenen Angaben bislang 1,25 Milliarden Dollar gekostet. Bislang seien bereits etwa 37.000 Entschädigungsforderungen eingegangen, teilte das Unternehmen am Montag in London mit.

Die Gesamtkosten der Ölpest seien noch nicht abzuschätzen. Bislang hat BP nach eigenen Angaben mehr als 18.000 Entschädigungsforderungen mit einer Gesamtsumme von 48 Millionen Dollar erfüllt. US-Präsident Barack Obama hatte das Unternehmen vergangene Woche angesichts einer geplanten Dividende für die BP-Aktionäre von mehr als 10 Milliarden Dollar gemahnt, bei Zahlungen für die Betroffenen an der US-Südküste nicht zu knausern.

Mithilfe einer neuen Methode, für die ein Trichter über die abgeschnittene Steigleitung des Bohrlochs gestülpt worden war, wurden laut BP am Samstag 10.500 Barrel (1,67 Millionen Liter) Öl abgepumpt. Der Sonderbeauftragte der US-Regierung, Thad Allen, bestätigte diese Menge. Er könne aber nicht sagen, wie viel Öl insgesamt aus dem lecken Bohrloch austrete.

Parallel bohrt BP seit Mai zwei Entlastungsbohrlöcher, durch die der Druck auf das lecke Bohrloch verringert werden soll. Die beiden Bohrlöcher sind laut dem Konzern bereits 3.950 Meter und 2.615 Meter tief, im August sollen sie fertiggestellt sein.

Nach Louisiana, Mississippi und Alabama bereitete sich auch Florida auf die Ölpest vor. Am Sonntag starteten Schiffspatrouillen vor den Inselketten Florida Keys und Dry Tortugas. Die Behörden zogen einen Bericht zurück, wonach auch in Texas ölverschmierte Vögel gefunden wurden. Es habe sich um einen Irrtum gehandelt. Ein deutsch-amerikanisches Forscherteam hat mit Computermodellen errechnet, welchen Weg das Öl im Meer noch nehmen könnte. Sie zeigen, dass sich die Ölpest, vom Golfstrom getragen, leicht nach Norden in den Atlantik ausbreiten kann. „In Europa wird das Öl aber nur in wissenschaftlich gerade noch nachweisbaren Mengen ankommen“, sagt Martin Visbeck, Leiter der Physikalischen Ozeanographie am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) in Kiel. Voraussetzung sei, dass das Bohrloch in den nächsten zwei Monaten gestopft werde. „Sonst müssen wir noch einmal neu rechnen“, so Visbeck. HOL