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Archiv-Artikel

Getrennt marschieren für Luxemburg und Liebknecht

GEDENKEN Bereits zum zweiten Mal in Folge wird es eine alternative Demonstration geben

Auch am kommenden 12. Januar wird es wieder zwei Demonstrationen zum Gedenken an die SozialistInnen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht geben. Anfang dieses Jahres hatte das linke Jugendbündnis „Karl und Rosa“ erstmals eine eigene Demonstration am zweiten Januarsonntag organisiert, um an die am 18. Januar 1919 von rechten Freikorps Ermordeten zu erinnern.

Eine ungleich längere Tradition hat die Demonstration, die gewöhnlich vom Frankfurter Tor zum Friedhof der SozialistInnen nach Lichtenberg zieht. An ihr nahmen in den vergangenen Jahren Tausende Menschen teil. Am kommenden 12. Januar wird diese Kundgebung allerdings auf dem Potsdamer Platz starten und durch das Zeitungsviertel ziehen, das im Januar 1919 Schauplatz der Kämpfe zwischen revolutionären ArbeiterInnen und Freikorps war.

„Die Beschäftigung mit der Geschichte der ArbeiterInnenbewegung ist für junge Menschen in unseren Verbänden wichtig“, sagte Kristin Witte von der Berliner Naturfreundejugend, die zu den „Karl und Rosa“-Organisatoren gehört, der taz. „Die bisherigen Luxemburg-Liebknecht-Demonstrationen haben es aber vielen jungen Leuten schwer bis unmöglich gemacht, sich daran zu beteiligen.“ Eine linke „Heiligenverehrung mit übergroßen Porträts vermeintlicher Polit-Ikonen“ passe nicht „zu unserer Form des Gedenkens“, heißt es im Aufruf des Bündnisses.

Fragend blicken, fragend schreiten

Allerdings werde nicht einfach die Aktion vom Januar 2013 wiederholt, betonte Witte. Das Demo-Motto „Fragend blicken wir zurück. Fragend schreiten wir voran“ solle verdeutlichen, dass das Alternativbündnis noch auf der Suche nach der angemessenen Form eines linken Gedenkens sei, das die Widersprüche in der Geschichte der Arbeiterbewegung nicht zukleistere.

Mit dieser Widersprüchlichkeit werden sich am 12. Januar auch die sozialdemokratischen Jugendgruppen im Bündnis konfrontiert sehen. Schließlich soll eine Zwischenkundgebung vor der Bundeszentrale der SPD stattfinden. Die spielte im Januar 1919 bekanntlich eine zentrale Rolle bei der Niederschlagung der Arbeiteraufstände.

PETER NOWAK