: Schlaraffenlandutopien
betr.: „H & M enteignen? – Gerne!“
Wenn es ums gerechte Verteilen geht, sollte man sich zunächst einmal damit beschäftigen, was es zu verteilen gibt und an wen. Wenn man da bei den deutschen Armen und Reichen stehen bleibt, kann man sich solche Schlaraffenlandutopien ausdenken, aber sobald man die Armen und Reichen der Welt einbezieht, zeigt sich die Naivität eines solchen Gedankenganges. Die taz-Redakteurin und die Verkäuferin verbrauchen bereits mehr Ressourcen, als ihnen eigentlich im Weltdurchschnitt zur Verfügung stehen. Selbst die Armen bei uns sind die Profiteure einer kapitalistischen Weltordnung.
Die Vorstellung, Materie würde unsere Zufriedenheit und unser Glück bestimmen, führt zur irren Idee, ein Mehr an Dingen führte zu mehr Glück, ein Weniger entsprechend zu Unglück. Der Sozialismus bewegt sich auch in dieser Logik und führt deshalb nie aus dem Schlamassel. Dagegen hilft nur, aus der Logik auszusteigen. Glück und Zufriedenheit sind zutiefst innere, immaterielle Prozesse. Meine Vision für die Zukunft zeigt Menschen, die ihr Glück dort machen, wo es entsteht, im Innern, und die dann nicht mehr dem Glück im Konsum hinterherlaufen müssen. Damit kann jeder hier und heute anfangen. MICHAEL REESE, Berlin
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.