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Archiv-Artikel

30 Prozent der Akademikerinnen kinderlos

Statistisches Bundesamt mit „belastbareren“ Daten. Zahl der Familien nimmt 2005 erstmals seit Jahren zu

Von UWI
In Westdeutschland ist die Zahl der Familien seit 1996 fast konstant – im Osten sinkt sie rapide

BERLIN taz ■ Das Statistische Bundesamt hat sich gestern dagegen verwahrt, es habe übertriebene Daten zur Kinderlosigkeit von Akademikerinnen verbreitet. Der Bundesamts-Präsident Johann Hahlen erklärte bei der Vorstellung des „Mikrozensus 2005“, seine Statistiker hätten nie behauptet, „40 Prozent der Akademikerinnen bleiben kinderlos“. Vielmehr seien es 40 Prozent der West-Frauen mit Universitätsabschluss von 35 bis 39 Jahren gewesen, die, nach Kindern in ihrem Haushalt befragt, 1998 als kinderlos galten. Dies sei zudem „eine Schätzung“ gewesen, sagte Hahlen, „das haben wir nie anders dargestellt.“

Die „40 Prozent“ spielen in der Demographie-Diskussion deshalb so eine wichtige Rolle, weil damit unter anderem die Einführung des Elterngelds begründet wurde. Es soll besonders Akademikerinnen zum Kinderkriegen ermuntern, indem ihnen für ein Babyjahr 67 Prozent ihres letzten Nettogehalts ausgezahlt werden.

Doch ergab jüngst eine Auswertung des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dass die Kinderlosenrate studierter Frauen vermutlich sogar unter 25 Prozent liegt – gegenüber 20 Prozent kinderloser Frauen insgesamt. Beim DIW, erklärte gestern Hahlens Referatsleiter Klaus-Jürgen Duschek, würden allerdings „Äpfel mit Birnen verglichen“. Denn das DIW zähle auch Frauen mit DDR-Abschlüssen hinzu, und die hätten aus DDR-spezifischen Gründen mehr Kinder bekommen. Auch hält das Bundesamt Fachhochschulabsolventinnen nicht für Akademikerinnen. Hahlen erklärte nun „30 Prozent“ zur „belastbareren Zahl“.

Insgesamt, verrät der „Mikrozensus 2005“, gibt es unter den 39,2 Millionen Privathaushalten in Deutschland inzwischen fast so viele Rentner-Haushalte – 22 Prozent – wie Haushalte mit minderjährigen Kindern – 23 Prozent. Erstmals seit 1996 ist 2005 wieder ein minimaler Anstieg der Zahl der Familien festzustellen: um 0,4 Prozent auf 12,6 Millionen. Die Zahlen haben sich in Westdeutschland seit 1996 kaum verändert – während sie im Osten rapide sinken. Dort leben heute 16 Prozent weniger Familien als 1996.

Und die sind auch dicker: Der bundesweite Trend zum Übergewicht wirkt sich besonders im Osten aus. Insgesamt haben Männer seit 1999 im Schnitt 1,6 Kilogramm zugelegt, Frauen die Hälfte. Als übergewichtig – mit einem Body-Mass-Index über 25 – galten 1999 48 Prozent der Erwachsenen, jetzt 50 Prozent. Übergewicht setzt immer früher ein: Schon bei den 20- bis 24-Jährigen sind 26 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen zu dick. Die Gewichtsangaben sind erfragt, nicht gemessen – dürften also nicht übertrieben sein. UWI

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