betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

In dieser Woche stehen ein paar echte Theater-Biggies auf dem Plan. Big names und heavy stuff sozusagen. Die wahrscheinlich fetteste Premiere dieser Woche findet im Deutschen Theater statt, wo Andreas Kriegenburg die Totenklage des israelischen Starautors David Grossmann „Aus der Zeit fallen“ mit acht Schauspielern in große Bilder und tieftraurige Töne setzt. (Deutsches Theater: „Aus der Zeit fallen“, Premiere 13. 12., 19.30 Uhr)

In sich hat es aber auch das Material, aus dem sich der Dokumentartheatervirtuose Hans-Werner Kroesinger seinen neuen Theaterabend „FRONTex Security“ destillierte: die Aktivitäten der 2004 von der EU gegründeten (!) Agentur Frontex, deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass so wenig Asylbewerber wie möglich in das Schengen-Kern-Europa gelangen. Unterstützt wird die Agentur von den Truppen der Schengenstaaten. Hätte eine Tragödie wie die von Lampedusa am Ende verhindert werden können? (HAU 1: „FRONTex Security“, 13., 15. + 18. 12., jeweils 20 Uhr, 14. 12., 17 Uhr)

Im Maxim Gorki Theater geht die Intendanz Shermin Langhoffs in die dritte Runde, und zwar mit einem Stück, das vor genau 25 Jahren am gleichen Ort schon einmal Furore machte: Volker Brauns „Die Übergangsgesellschaft“ in der Inszenierung von Thomas Langhoff. Damals stand die Mauer noch, und die Bedeutung des Titels sollte sich bald genauer erschließen. Jetzt befragt Lukas Langhoff den Stoff unter den Prämissen einer radikal veränderten Gegenwart. (Gorki Theater: „Die Übergangsgesellschaft“, Premiere 14. 12., 19.30 Uhr)

Noch ein zentnerschwerer Stoff ist Ödön von Horváths Roman „Jugend ohne Gott“ aus den 1930er Jahren, der von jungen Menschen erzählt, die den Werten des Zusammenlebens vollkommen gleichgültig, kaltherzig und verroht gegenüberstehen und eigentlich nur Nazis werden können. In Zeiten, in denen drei junge Menschen aus rassistischen Gründen lange vollkommen unbehelligt morden konnten, hat Tilman Köhler den Stoff noch einmal einer Revision unterzogen. (Deutsches Theater: „Jugend ohne Gott“, Premiere 18. 12., 20 Uhr)

Aber jetzt ist Schluss mit traurig, und für den Rest der Kolumne wird auf das Positive geschaut. Auf das Theater Acker Stadt Palast zum Beispiel, das demnächst auch schon ein Jahr lang die Szene bereichert. Zur Feier des Jubiläums gibt es mit „Tanzen vor Weihnachten“ ein internationales Festival für zeitgenössischen Tanz: dreizehn Compagnien und Solokünstler u. a. aus Korea, Burkina Faso, Israel, Griechenland und Spanien werden zu sehen sein. (Theater Acker Stadt Palast: „Tanzen vor Weihnachten“, 17.–22. 12. Alle Infos: www.ackerstadtpalast.de)