: „Start“-Stipendien für die Multikulti-Jugend
Begabte Schüler aus Zuwanderer-Familien können ein Bildungs-Stipendium erhalten. Drei Plätze sind aktuell frei
Schüler mit Migrationshintergrund sind Sorgenkinder, sie ziehen die Pisa-Quote nach unten – das ist das gängige Vorurteil. Dass es auch eine ganz andere Seite der Medaille gibt, beweist „Start“, das Förderprogramm für besonders begabte und engagierte Zuwanderer-Kinder. In Bremen sind es bisher elf, bundesweit einige hundert. Und das Programm ist von der feinen Sorte.
Jeder, der die Aufnahme in „Start“ geschafft hat, kriegt einen Laptop mit Internet-Anschluss und pro Monat ein Guthaben von hundert Euro „Bildungsgeld“. Das muss ausgegeben werden – für gemeinsame Besuche im Museum oder Musical, für gemeinsame Treffen, für besondere Dinge eben. Zum Programm gehören exklusive Bildungsseminare, da geht es um Rhetorik, öffentliches Auftreten, um „Kreativ schreiben“, auch mal „Grundgesetz“.
Das Beste an dem Programm, sagt Nergiz T. vom Gymnasium Obervieland, ist der Kontakt mit Gleichgesinnten. Natürlich in dem Bremer „Team“, aber „Start“-Stipendiaten besuchen sich auch quer durch die Republik.
Motivierte, engagierte Jugendliche „aus ganz Deutschland“ trifft man da, sagt auch Dimitri J. Er geht auf das Hermann-Böse-Gymnasium und hat beim Wettbewerb „Jugend Debattiert“ in seiner Altersgruppe den ersten Platz gemacht – als Schüler mit „Migrationshintergrund“, wie die Statistiker sagen würden. „Viele sind in Deutschland geboren, die meisten fühlen sich als Deutsche“, sagt Dimitri. Das Stipendium beweist ihnen, dass sie sich hier „etwas aufbauen“ können.
Gute Noten sind Voraussetzung für eine Bewerbung bei „Start“. Wer in der Schule um 0,4 Punkte im Notenschnitt absinkt, bekommt ein Gespräch. „Das klingt so negativ, aber da geht es um Vorsorge“, sagt Dimitri, zusammen mit den Betreuern der Gruppe wird gefragt, woran es liegen könnte. Alle sechs Monate schreiben die „Start“-Stipendiaten einen „Halbjahresbericht“, reflektieren ihre Aktivitäten. Die SchülerInnen scheinen die Betreuung gern anzunehmen.
Der Staat hat für solche sinnvollen Projekte kein Geld. Beluga Shipping, die Hertie und die Carls-Stiftung finanzieren das Programm in Bremen, das Bildungsressort gibt einen Zuschuss und stellt die Betreuung. Drei Plätze sind derzeit frei – wenn weitere Sponsoren einsteigen, werden es mehr. kawe
Bewerbungsschluss ist der 16. 6, Auskünfte gibt es bei Katja Eckstein (Tel. 361-10236) oder www.start.ghst.de