: Bush ist besorgt über Somalia
US-Präsident: Kein Rückzugsgebiet von al-Qaida nach Machtübernahme der Islamisten
BERLIN taz ■ Nach der Machtübernahme durch Islamisten in Somalias Hauptstadt Mogadischu hat sich US-Präsident George Bush beunruhigt über die Lage geäußert. „Die erste Sorge ist, sicherzustellen, dass Somalia kein sicherer Hafen für al-Qaida wird“, sagte der US-Präsident gestern in Texas. „Wir beobachten die Entwicklungen sehr aufmerksam, und wir werden eine Strategie entwickeln, wenn ich in Washington zurück bin“.
Die USA hatten in den letzten Monaten eine Koalition von Warlords in Mogadischu unterstützt, die dort gegen islamische Milizen kämpften. Zu Wochenbeginn waren sie von den Islamisten aus Mogadischu vertrieben worden.
Die Islamisten standen gestern kurz vor der Stadt Jowhar, der letzten Bastion der proamerikanischen Warlords rund 90 Kilometer nördlich von Mogadischu. Die in der „Allianz für die Wiederherstellung des Friedens und gegen den Terrorismus“ zusammengeschlossenen Kriegsherren erklärten, sie würden die Stadt militärisch verteidigen.
Das Außenministerium in Washington kündigte an, die USA wollten weiter eine politische Rolle in Somalia spielen. Das Land gilt wegen des Fehlens einer Zentralregierung seit fünfzehn Jahren als potentielles Rückzugsgebiet für militante Islamisten. „Wir arbeiten mit verschiedenen Individuen und haben ein Interesse daran, in Somalia mit verschiedenen Gruppen zu kooperieren“, sagte Ministerialsprecher Sean McCormack. Es sei „viel Arbeit seitens der internationalen Gemeinschaft und des somalischen Volkes“ nötig, um Institutionen aufzubauen, die Terroristen aus dem Horn von Afrika fern hielten.
Die neuen islamistischen Herren in Mogadischu beteuerten unterdessen, keinen islamischen Staat einrichten zu wollen. Es gebe nur das Ziel, dem somalischen Volk die Entscheidung über seine politische Zukunft zu ermöglichen, sagte Sharif Sheikh Ahmed, Führer der „Union islamischer Gerichte“, im BBC-Radio. Die Milizen der Gruppe kontrollieren jetzt Mogadischu. Seine Bewegung sei „eine Art Volksrevolution des somalischen Volkes nach sechzehn Jahren Anarchie und Morden“, so Sheikh Ahmed. Der UN-Sonderbeauftragte für Somalia, François Lonseny Fall, rief die Islamisten auf, Gespräche mit der international anerkannten Übergangsregierung Somalias zu führen, die in der Kleinstadt Baidoa residiert. D.J.