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Archiv-Artikel

Fatah und Hamas stellen ihre Kämpfe ein

Neuer Waffenstillstand der zerstrittenen palästinensischen Bewegungen. Bewaffnete in Gaza weiter auf der Straße

JERUSALEM taz ■ Mit ägyptischer Vermittlung haben sich die zerstrittenen palästinensischen Bewegungen Fatah und Hamas auf einen neuen Waffenstillstand geeinigt. Ghasi Hamad, Sprecher der Hamas im Gaza-Streifen, versprach, dass die Angehörigen der jüngst gebildeten Hamas-Brigade „in der Öffentlichkeit nicht mehr sichtbar“ sein sollen. Bis gestern Nachmittag waren die schwarz gekleideten Milizen indes unverändert an den Straßenkreuzungen in Gaza stationiert.

Vertreter von Fatah und Hamas hatten sich in der Vergangenheit wiederholt auf Feuerpausen geeinigt, die nie länger als einige Tage hielten. Seit sechs Wochen liefern sich die bewaffneten Angehörigen beider Gruppen blutige Auseinandersetzungen. Erst Anfang der Woche starben dabei fünf Unbeteiligte. Nutznießer des Konflikts sind die Waffenschmuggler, die bei reißendem Absatz horrende Preise verlangen. Informationen der israelischen Armee zufolge, sind seit dem Abzug aus dem Gaza-Streifen vor einem Jahr mehr Waffen über die ägyptische Grenze geschmuggelt worden, als in den 40 Jahren der Besatzung insgesamt.

Auslöser der Konfrontation war das Veto von Palästinenserpräsident Machmud Abbas gegen die Gründung der Hamas-Brigade, in die dann doch 3.000 bewaffnete Männer rekrutiert wurden. Die jüngste Einigung über einen Waffenstillstand beinhaltet ihre Integration in die Reihen der Sicherheitsdienste.

Bei dem Machtkampf um die Kontrolle der Sicherheitsdienste, in denen die Fatah-Anhänger eine große Mehrheit stellen, ließen 16 Palästinenser ihr Leben. Der Versuch einer Gruppe inhaftierter Palästinenser aller Fraktionen, die Krise mit einem Kompromisspapier beizulegen, bewirkte zunächst das Gegenteil. Abbas hatte die Hamas-Regierung ultimativ zur Anerkennung des Dokuments aufgefordert, das auch die Zweistaatenlösung beinhaltet. Abbas verlängerte das von der PLO-gestützte Ultimatum bis zum kommenden Sonnabend. Sollte die Hamas das Dokument nicht anerkennen, will er ein Referendum einleiten.

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert kündigte unterdessen an, er werde in Kürze mit Abbas zusammentreffen. Dabei soll es um die Wiederbelebung des Friedensprozesses gehen. Olmert traf im Rahmen eines Besuchs in Jordanien mit König Abdullah II zusammen. Thema des Gesprächs waren Israels Pläne zu einer einseitigen Grenzziehung. SUSANNE KNAUL