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Archiv-Artikel

Bauern sollen Genmais zerstören

GENTECHNIK In Brandenburg sollen die Landwirte kontaminierten Mais auf ihen Feldern vor der Blüte unschädlich machen – freiwillig. Ob das als Maßnahme ausreicht, ist unklar

Die Brandenburger Landesregierung bemüht sich um Schadensbegrenzung

VON SVENJA BERGT

Das Brandenburger Umweltministerium setzt bei der mit Genmais verunreinigten Maissaat auf eine Einigung mit den betroffenen Bauern. „Wir wollen gemeinsam mit den betroffenen Landwirten eine einvernehmliche Lösung finden, zum Beispiel den freiwilligen Umbruch vor der Maisblüte“, teilte die Brandenburger Umweltministerin Anita Tack (Linkspartei) mit. Umweltverbände drängen darauf, dass der verunreinigte Mais zerstört wird, bevor er blüht. Dann nämlich könnten die Pollen Pflanzen auf benachbarten Feldern kontaminieren.

Am vorigen Wochenende war bekannt geworden, dass in mehreren Bundesländern mit Gentech-Saatgut verunreinigtes Saatgut der Herstellers Pioneer Hi-Bred ausgesät wurde. Zwischen den konventionellen Maiskörnern waren darin Körner der Gentech-Maissorte NK 603 enthalten. Diese von dem US-Konzern Monsanto entwickelte Sorte ist in der EU nicht für den kommerziellen Anbau zugelassen.

Nun bemüht sich auch die Brandenburger Landesregierung um Schadensbegrenzung: Die Behörden hätten rechtzeitig Stichproben genommen, untersucht und die positiven Teile vom Markt genommen, erklärte Tack. Leidtragende seien nun die Landwirte, die sich darauf verlassen hatten, gentechnikfreies Saatgut gekauft zu haben. Bislang sind laut dem Ministerium drei Betriebe betroffen.

Alexander Hissting, Gentechnik-Experte von Greenpeace, zeigte sich erfreut, dass entgegen ersten Berichten ein rascher Umbruch der Pflanzen angestrebt wird. Sollte eine Landesregierung davon abkommen „prüfen wir, ob es möglich ist, die Behörden zu zwingen, den Umbruch anzuordnen“. Bislang sei Brandenburg das einzige Land gewesen, das überlegt hätte, den Mais nicht vor der Blüte zu entfernen.

Die Maisblüte beginnt normalerweise im Juli. Wenn die Pflanzen davor zerstört werden, können sie Nachbarfelder nicht mehr kontaminieren – eine einmal gekappte Pflanze wächst nicht weiter. Problematisch kann aber ungekeimte Saat sein: Mais übersteht auch wenige Jahre ungekeimt im Boden. „Daher sollte am besten dieses und nächstes Jahr nicht noch mal Mais gesät werden“, so Hissting. Würden noch Maispflanzen nachwachsen, ließen sie sich entfernen.

Er befürchtet allerdings, dass die nun bekannten Verunreinigungen nur die Spitze des Eisberges sind. Schließlich seien diese durch Stichproben ans Licht gekommen. Man müsse aber davon ausgehen, dass es auch außerhalb der Stichproben Verunreinigungen mit gentechnisch veränderter Saat gegeben habe.