: Somalias Islamisten suchen Freunde
Neue Herren von Mogadischu verhandeln mit somalischer Übergangsregierung. Zugleich tritt ihr Vorsitzender ab
BERLIN taz ■ Am Wochenende nach dem Sieg islamistischer Milizen in Somalias Hauptstadt Mogadischu bleibt die Lage verworren. Die besiegten Warlords, die sich in der US-unterstützten „Allianz für die Wiederherstellung des Friedens und gegen den Terror“ zusammengeschlossen haben, kontrollieren offenbar noch immer kleinere Teile der Stadt und wollen nicht aufgeben. Um einer Eskalation aus dem Weg zu gehen, zogen die Islamisten ihre Truppen von der 90 Kilometer nördlich liegenden Stadt Jowhar in Richtung Mogadischu zurück. Jowhar ist die letzte Hochburg der Warlordallianz und stand Anfang der Woche kurz vor dem Fall an die Islamisten.
Die islamistische Allianz „Union islamischer Gerichte“ in Mogadischu erhielt Unterstützung mehrerer Clans, die sich bisher von ihr fern gehalten hatten. Auch die international anerkannte Übergangsregierung Somalias unter Präsident Abdullahi Yusuf nahm Verhandlungen mit den Islamisten auf. Zwei Minister reisten nach Mogadischu, um nach Angaben eines Regierungssprechers ein „substanzielles“ Treffen vorzubereiten. Man strebe „Versöhnung“ an, erklärte ein Regierungsvertreter. Rund 1.500 Gegner der Islamisten versammelten sich derweil am Donnerstag zu einer Kundgebung auf einem Fußballplatz im Norden Mogadischus und riefen zum „Widerstand“ auf.
Die zukünftige Ausrichtung der Islamisten wurde derweil durch den Rücktritt eines ihrer wichtigsten Führer in Frage gestellt. Sheikh Ahmed, bisheriger Vorsitzender der „Union islamischer Gerichte“, gab laut einem Bericht des US-Senders Voice of America seinen Posten ab, nachdem er unter Druck des eigenen Clans geraten war. Sheikh Ahmed gehört zum Subclan der Abgal, dessen Führer zur US-unterstützten Allianz gehören. Zugleich gilt er als moderat im Vergleich zu Islamisten mit bekannten Al-Qaida-Verbindungen. D.J.