Steve Cherundolo : Imponierende US-Kollegen
Für Steve Cherundolo, Abwehrspieler bei Hannover 96 und im amerikanischen Nationalteam, hat das Grauen einen Namen: Marianne Rosenberg. „Ich lebe zwar schon seit sieben Jahren in Deutschland, aber an die deutschen Schlager werde ich mich nie gewöhnen. Rosenberg und all die anderen finde ich uncool“, sagt der 27 Jahre alte US-Boy. Er bevorzugt die Red Hot Chili Peppers. 1999 wechselte Cherundolo für die Ablösesumme von umgerechnet 125.000 Euro vom Team der University of Portland zum damaligen Zweitligisten Hannover 96. Drei Jahre später gelang ihm mit selbigem Verein der Aufstieg in die Bundesliga.
Für ihn selbst ging es weiter nach oben. 2002 stand er im Kader des US-Nationalteams für die Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea. Dies allerdings nur als Nachrücker, als Ersatzmann für einen verletzten Mitspieler. Vier Jahre später ist Cherundolo in der Abwehr des WM-Viertelfinalisten von 2002 nicht mehr wegzudenken. Es wäre eine herbe Enttäuschung für ihn, zählte er im heutigen Auftaktspiel gegen Tschechien um 18 Uhr in Gelsenkirchen nicht zur ersten Elf. Die weiteren Spiele bestreiten die Amerikaner gegen Italien und gegen Ghana.
Im Leben jenseits der Nationalmannschaft spielt die eine Hälfte der US-Kicker in der amerikanischen Profi-Liga MLS, die andere Hälfte in europäischen Klubs. Die körperliche Verfassung der MLS-Spieler hat Cherundolo imponiert. „Als wir in der WM-Vorbereitung zu den MLS-Jungs gestoßen sind, brauchten wir erst einmal ein paar Tage, um uns ihrem Tempo anzupassen“, sagte er. Mittlerweile seien alle auf einer Höhe. „Wir haben uns sehr gut vorbereitet, daher gehe ich optimistisch in das Turnier.“
US-Nationaltrainer Bruce Arena hat bei der Nominierung der Spieler wenig Rücksicht auf Verdienste genommen. „Unser Trainer hat nicht unbedingt die besten Spieler nominiert, sondern diejenigen, die am besten miteinander harmonieren“, sagt Cherundolo, der für die Zeitschrift „USA Today“ während der WM als Kolumnist tätig ist.
Leicht dürfte es nicht für ihn werden, seinen Landsleuten in den USA die Begeisterung der Deutschen für die WM zu erklären. „Ekstase ist dafür eine riesige Untertreibung“, schrieb er unlängst. Dass das Maskottchen Goleo keine Hose trage, löse ebenso wochenlange Debatten aus wie die Frage nach dem richtigen Torhüter oder dem Wohnort des deutschen Nationaltrainers Jürgen Klinsmann in Kalifornien. „Da ich aus San Diego komme und in den vergangenen sieben Jahren das deutsche Wetter kennen gelernt habe, kann ich Klinsmann sehr gut verstehen. Ich scheine in diesem Land aber der Einzige zu sein, der so denkt.“ CHRISTIAN GÖRTZEN