: „FT“ heute ganz in Grün
Umweltschützer nehmen mit der „Reckless Times“ den ersten Nachhaltigkeitspreis für Banken aufs Korn
Für Londons Banker war es dieses Mal verhältnismäßig einfach: Denn die vermeintliche Sonderausgabe der Financial Times aus Anlass der gestern von der wichtigsten europäischen Finanzzeitung vergebenen „Sustainable Banking Awards“ war – grün. Das mag zwar zum angestrebten Image des Preises für nachhaltiges Bankgeschäfte passen, doch die FT erscheint nun mal ausschließlich auf lachsrosa Papier – basta. Daran kann auch ein noch so ökologisch wertvoller Preis nichts ändern. Zumal es nach Einschätzung von Umweltverbänden und -organisationen mit der Nachhaltigkeit bei vielen der nominierten Preisträger nicht weit her ist. Die Reckless Times („Rücksichtslose Zeiten“), so der Titel der grünen FT-„Gegenausgabe“, bietet Hintergrundinformationen zu den fragwürdigsten Projekten – wie der fatalen Klimapolitik und der Verstrickung diverser nominierter Banken in die Finanzierung von Firmen, die mit Antipersonenminen satte Gewinne erwirtschaften.
Hinter der Aktion steckt das Netzwerk BankTrack, die die Aktivitäten der Großbanken vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern kritisch evaluiert. Auch an den zwei nominierten deutschen Kreditinstituten – WestLB und Deutsche Bank – lässt die Reckless Times kein gutes Haar. Zwar habe die WestLB Umweltrichtlinien für Projektfinanzierung verabschiedet. Unklar bleibe aber ihre Politik im Öl- und Gassektor. Daher sei die Nominierung für einen Nachhaltigkeitspreis nicht nachvollziehbar, heißt es beim deutschen BankTrack-Mitglied Urgewald.
Schon 2000 waren NGOs anlässlich der Tagung des Internationalen Währungsfonds in Prag mit einer ähnlichen Aktion erfolgreich. Die Financial Crimes, die Hintergründe und Alternativen zur Politik von Währungsfonds und Weltbank präsentierte, war damals lachsrosa und sah der FT tatsächlich zum Verwechseln ähnlich. Doch das Leib-und-Magen-Blatt der Finanzwelt reagierte verschnupft und ließ auch die Website der Aktion sperren. Auch hier scheint dieses Jahr der Farbwandel zu helfen: Bis gestern Nachmittag war die Site zur aktuellen Aktion jedenfalls noch online. STG