: WM ohne Rassisten
Netzwerk von Fußballfans gegen Rassismus ist mit WM-Start zufrieden. Organisation richtet Fan-Turniere aus
BERLIN taz ■ Bislang ist Leon Mann mit dem Verlauf der WM zufrieden. „Wir haben noch von keinen rassistischen Taten erfahren“, sagt der Engländer von Football Against Racism in Europe (FARE), einem Zusammenschluss von Fangruppen aus 13 europäischen Ländern. Seit 1999 kämpft FARE gegen jede Form von Rassismus gegen Fußballspieler und unter den Fans.
Während der WM melden Beobachter von FARE, ob in den zwölf Arenen oder auf den Public-Viewing-Veranstaltungen dunkelhäutige Menschen diskriminiert werden. Das ist eine der zentralen Aufgaben für FARE bis zum 9. Juli. Leon Mann ist selbst in den vergangenen Tagen mit dem Zug durch Deutschland gereist und hat mit vielen Fußball-Fans gesprochen. „Bisher habe ich nur offene, fröhliche Menschen gesehen“, sagt der Londoner. Allerdings gibt er zu, dass ein Kollege von ihm auf einer öffentlichen Fußballübertragung in Gelsenkirchen eine polnische Fahne mit keltischen Kreuzen gesehen hat. Solche Symbole werden oft von Rechtsextremen genutzt.
Erstmals arbeitet FARE mit dem Weltfußballverband Fifa zusammen. „Im Gespräch sind wir mit der Fifa schon seit 2001“, erzählt Mann. „Aber dies ist das erste Turnier, bei dem wir gemeinsame Aktionen gegen Rassismus organisieren.“ Vor jedem Viertelfinalspiel werden die Mannschaftskapitäne Erklärungen verlesen, in denen sie den Rassismus verurteilen. Mehrere Spielführer wie Michael Ballack oder den Ukrainer Andrej Schewtschenko konnte FARE bereits vor der WM zu Statements gegen Rassismus gewinnen. Diese sind im Flyer „football unites!“ abgedruckt, den FARE in ganz Deutschland verteilt.
In elf Städten richten Leon Mann und seine Kollegen im Rahmen der „Street-Kick-Tour“ Fußballturniere für die Fans aus. „Das bringt Leute aus verschiedenen Ländern zusammen und baut Vorurteile ab“, sagt er.
In Berlin hat FARE bei einer Ausstellung mitgeholfen, die sich mit Fußball und Migration beschäftigt. „BallArbeit“ zeigt durch Schautafeln und Videos von Berliner multikulturellen Fußballvereinen, wie der Fußball seit Jahrzehnten von Einwanderern mitbestimmt wird. Erfolgreichen Karrieren wie die des algerischen Einwanderers Zinedine Zidane werden aber auch die Schwierigkeiten dunkelhäutiger Spieler wie Adebowale Ogungbure gegenübergestellt. Der Stürmer von Sachsen Leipzig reagierte Ende März auf Fans, die Affengeräusche machten, mit dem Hitlergruß. MAURITIUS MUCH