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Archiv-Artikel

Bedürftige wollen Anstand von Beck

betr.: „Beck will Anstand von Bedürftigen“, taz vom 9. 6. 06

Richtig, Herr Beck. Es gibt Dinge, die macht man einfach nicht: Zum Beispiel Arbeitslose als Parasiten zu bezeichnen oder Sozialhilfeempfängern mit Entzug des Existenzminimums zu drohen, wenn diese nicht jede behördliche Willkür akzeptieren. Auch das Vernichten von Arbeitsplätzen zur Gewinnmaximierung, ohne Rücksicht auf die sozialen Auswirkungen, gehört zu den Dingen, die man einfach nicht macht. Großkonzerne beschäftigen ganze Mannschaften von Steuerberatern, um wirklich auch noch den letzten Cent am Finanzamt vorbeizujonglieren. Aber all diese unsozialen Verhaltensweisen hat Herr Beck nicht im Visier. Im Gegenteil. Herr Beck kritisiert nicht die Herren aus der Chefetage – nein, die Hartz-IV-Empfänger sollen Bescheidenheit üben und auf ihnen rechtlich zustehende Leistungen freiwillig verzichten.

Herr Beck, Sie gehören zu denen, die die Hartz-IV-Gesetze genauso gemacht haben, wie sie sind. Sie gehören auch zu den Politikern, die dem Optimierungsgesetz zugestimmt haben, das eindeutig gegen die Verfassung verstößt. Eine Leistungskürzung auf null bei nachgewiesener Bedürftigkeit verletzt die Menschenwürde. Das, Herr Beck, gehört zu den Dingen, die ein anständiger Mensch nicht macht.

DIETMAR BRACH, Ingelheim