: Tod in der elterlichen Wohnung
TRAUER In Billstedt ist ein dreijähriges Mädchen ums Leben gekommen, das vom Jugendamt betreut wurde. Die Polizei schließt Fremdeinwirkung nicht aus und die Eltern wurden vorläufig festgenommen
Rosen, Kerzen und ein Kuscheltier liegen vor einem Hauseingang im Stadtteil Billstedt. Dort ist am frühen Mittwochmorgen ein drei Jahre altes Mädchen in der elterlichen Wohnung unter bislang ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Das Mädchen soll nach Angaben der Mutter gegen fünf Uhr aus dem Kinderzimmer in das Wohnzimmer gelaufen und dabei gestürzt sein. Die Frau beteuert, sie habe Erste Hilfe geleistet und sofort den Notarzt verständigt, dem es nicht gelang, das Kind wiederzubeleben.
An dieser Version haben die Ermittler der Mordkommission erhebliche Zweifel. Die sofort eingeleitete Obduktion ergab, dass das Mädchen aufgrund eines Leberrisses verblutete, eine für einen Sturz atypische Verletzung. Diese und weitere vorgefundene Verletzungen könnten Resultat von Misshandlungen sein. Die 26-jährige Mutter und der ein Jahr jüngere Vater wurden vorläufig festgenommen. Die Staatsanwaltschaft prüfte bei Redaktionsschluss die Beantragung von Haftbefehlen für beide.
Die Dreijährige war seit ihrer Geburt in der Obhut verschiedener Jugendämter, erklärte der Leiter des zuständigen Bezirksamtes Mitte, Andy Grote (SPD), gestern auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Bereits Anfang des Jahres habe das Mädchen eine schwere Schädelverletzung erlitten, deren Ursache damals nicht aufgeklärt werden konnte. Die Dreijährige lebte laut Grote zu diesem Zeitpunkt noch in einer Pflegefamilie, hatte aber Kontakt zu den leiblichen Eltern. Diese hatten auch das Sorgerecht. Erst im August sei das Kind auf Geheiß des Jugendamtes wieder zu Hause bei seinen leiblichen Eltern in Billstedt untergebracht worden – ein möglicherweise fataler Fehler.
Im Januar 2012 hatte der Tod der elfjährigen Chantal viele HamburgerInnen schockiert und zur Ablösung der Jugendamtschefin und des Grote-Vorgängers Markus Schreiber geführt. Das Mädchen war im Stadtteil Wilhelmsburg in der Obhut ihrer drogensüchtigen Pflegeeltern an einer Überdosis des Drogenersatzstoffes Methadon gestorben. MARCO CARINI