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Archiv-Artikel

Einblick (504)

IGNACIO URIARTE, BILDENDER KÜNSTLER

Zur Person

■ Ignacio Uriarte wurde 1972 in Krefeld geboren. In Madrid und Mannheim studierte er zunächst Business Administration, ehe er sich im mexikanischen Guadalajara den Audiovisual Arts Studies zuwandte. Inzwischen wird er als Künstler von der Galerie Figge von Rosen (Köln/Berlin) vertreten. Mit postminimalistischem Gestus faltet Uriarte Papiere, arrangiert Büromaterial, zeichnet aus dem Handgelenk oder macht Videos. Nach der aktuellen Ausstellungsbeteiligung bei Blain Southern zeigt er im nächsten Jahr eine Klanginstallation in der Berlinischen Galerie.

Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?Die Ausstellung von Wolfgang Plöger in der Galerie Konrad Fischer: Dort liefen „Last Statements“ zum Tode verurteilter amerikanischer Häftlinge in Endlosschleifen auf Filmprojektoren. Die projizierte Schrift war aufgrund der Vergrößerung und Geschwindigkeit kaum zu entziffern. Stattdessen materialisierte sich der Text in Hitze, Lärm und komplexen, fließbandartigen Loopingstrukturen. Die Art, wie Plöger die Texte räumlich und sinnlich wahrnehmbar macht, finde ich sehr interessant. Außerdem bewirkt die erschwerte Lesbarkeit, dass man erst recht alles lesen möchte. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Jeden Mittwoch findet im b-flat in Mitte eine unglaublich schöne Jazz-Jamsession statt. Es fängt an mit einem Set von etwa vier Leuten, absoluten Vollprofis, die sehr harmonisch und souverän ein paar Standards spielen. Dann fangen die Musiker an, sich abzuwechseln – und es wird zunehmend chaotischer. Gegen Ende ist es gut möglich, einen Rapper, vier junge Trompeter und einen Stepptänzer gleichzeitig auf der Bühne zu haben. Bis dahin ist man meistens betrunken und findet selbst das gut. Welche Zeitschrift und welches Buch begleitet Sie/dich zurzeit durch den Alltag? Zurzeit lese und höre ich gern konkrete Poesie von der Wiener Gruppe, z. B. die „Wiener Lautgedichte“ von Gerhard Rühm oder „Laut und Luise“ von Ernst Jandl. Meine Lieblingszeitschrift ist seit Langem das Kunstmagazin Parkett aus der Schweiz. Es erscheint nur zweimal im Jahr und widmet jedem Künstler etwa 40 Seiten. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Mit Freunden essen gehen. Besonders glücklich macht es mich, wenn ich es schaffe, in einem mir unbekannten Restaurant genau das Richtige zu bestellen.