KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER HANNÖVERSCHE PANIKRÄUME : Die Logik der Angst
Angst ist ansteckend. Das zeigt sich zurzeit in Hannover: Ängstlich wirkt es, dass Parlamentspräsident Hermann Dinkla (CDU) für den DDR-Dissidenten Joachim Gauck keinen repräsentativen Saal zur Verfügung stellen will.
Dinkla selbst hat das Argument entkräftet, parteigebundene Veranstaltungen dürften weder im Plenar- noch im Leibnizsaal stattfinden – indem er seinen Unions-Kumpels eine Ausnahme bewilligte. Hält er die Vorstellung eines Kandidaten fürs Amt des Staatsoberhaupts –zumal in einer Präsidentenwahl außer der Reihe – tatsächlich für gewöhnlicher als die Arbeitssitzung seiner Fraktion?
Oft entspringt derart irrationales Handeln Panik. Die in der CDU hat Christian Wulff entfacht: Außer ihm selbst hatte anfangs keiner geglaubt, dass er die Bundespräsidenten-Wahl vergeigen könnte. Sein Zögern, das Landtagsmandat abzugeben und sein Nein zum Rücktritt vom Ministerpräsidentenposten lassen aber in der Unionsfraktion die Sorge wachsen, Wulff könnte doch noch auf die Regierungsbank zurücksinken. Um, sekundiert vom demotivierten Fraktionschef David McAllister und dessen resigniertem Nachfolger, die Legislaturperiode zu überdauern. Die ganz eigene Logik der Angst verbietet es Dinkla da, dem Störenfried eine würdige Bühne zu geben. Aber diese Angst vergrößert nur Gaucks Chancen.