Umtausch wie geschmiert

Zufriedene Gesichter am Schalter: Das Ticket-Center am Hamburger WM-Stadion ist gut organisiert. Nur Fans ohne Eintrittsberechtigung kommen nicht auf ihre Kosten: Freien Verkauf gibt es nicht

Von Marco Carini

Wer gern einmal strahlende Gesichter zu Hauf sehen möchte, der kann sich dieser Tage zum Ticket-Center ans Hamburger WM-Stadion begeben. Hier stehen sie in Reih und Glied, die Glücklichen, die vor wenigen Stunden per Email zum Besitzer eines heiß begehrten WM-Tickets geworden sind. Ob gar Italien oder nur Saudi-Arabien ist dabei fast egal. Dabeisein ist alles und die Eintrittskarten zum WM-Spektakel ein Hauptgewinn.

„Hier gibt es keine Tickets zu kaufen“, verwehrt ein „Volunteer“ freundlich aber bestimmt einem ticketlosen Fußball-Fan den Eintritt in das Backsteingebäude – und verweist auf die offizielle WM-Seite im Internet. Doch diese Botschaft hat sich bereits herumgesprochen – vor dem Gebäude in Stadion-Sichtweite warten kaum Fans in der Hoffnung, dass beim großen Ticket-Tausch für sie ein Kärtchen abfällt.

Im Ticket-Center gibt es zwei voneinander provisorisch abgetrennte Bereiche. An einer langen Theke werden die personengebundenen Tickets auf einen anderen Nutzer umgeschrieben, wenn der Erstbesteller verhindert ist. Über die Bearbeitungsgebühr von zehn Euro pro Eintrittskarte regt sich keiner der Umtauschwilligen auf, die hier bewaffnet mit Einverständniserklärungen, Vollmachten und Personalausweiskopien erschienen sind. Gleich nebenan werden an einem Pult so genannte Optionstickets an Fußballbegeisterte ausgegeben, die sich im Internet an eine virtuelle Warteschlange angestellt haben und nun noch kurzfristig zum Zuge kamen.

Erst Dienstagabend hat ein 63-jähriger Zahnarzt erfahren, dass er am gestrigen Donnerstag dabei sein durfte, als sich Costa Rica und Ecuador im zweiten Hamburger WM-Spiel maßen. Die Tickets sind über Internet bereits bezahlt, die Aushändigung dauert wenige Minuten. „Kompetent, schnell und freundlich“ sei er bedient worden, berichtet der Mann. Keine Warteschlangen, keine Komplikationen. Ein 37-jähriger Bürokaufmann hatte „noch nicht einmal Zeit, die Korken knallen zu lassen“. Direkt nach Erhalt der frohen Botschaft hat er sich ins Auto gesetzt um die ersehnten Coupons schon bald in Händen zu halten.

Auch der Umtausch läuft problemlos. Von den langwierigen Kontrollen, mit denen die Ticketweitergabe auf dem Schwarzmarkt unterbunden werden sollte, ist hier nichts zu spüren. Ein Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tauschen in Minutenschnelle Eintrittskarten um. Auch hier sind die Formalien zumeist vorher im Netz geklärt worden.

Probleme sind die Ausnahme: Ein 34-jähriger Handwerker, der sich am Tag zuvor an gleicher Stelle vier Tickets für das Hamburg-Gastspiel der Ukraine geholt hatte, stellte erst zu Hause fest, dass sein Vater gleich zweimal bedacht wurde. Dafür fand sich der Name des Schwagers auf keiner Karte wieder. Obwohl er nun erneut den Weg nach Stellingen antreten musste, wirkt der Mann nicht genervt. „Kann passieren“, murmelt er. „Hauptsache, wir haben die Plätze bekommen.“ Etwas gereizter ist da schon ein Hautarzt, der aus Kiel anreisen musste, um das Ticket, das er von einer Kollegin geschenkt bekam, umschreiben zu lassen. Da eine Übertragung der Karte am Tag des Spiels nicht mehr möglich ist, muss der Mediziner nun gleich zweimal von der Ostsee an die Elbe kommen.