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: Von Paris nach Osten orientieren

Mit Filmen, Musik und Literatur hat das Goethe-Institut in Paris das Bild der Franzosen von Deutschland geprägt. Jetzt fällt seine Bibliothek dem Sparzwang zum Opfer. Von bislang 35.000 Büchern, Videos und DVDs sollen nur 6.000 Stück bleiben – für den Sprachunterricht. „Modernisierung“ heißt das in der Münchner Zentrale des Goethe-Institutes: „wir verwandeln eine Ausleihbibliothek in ein modernes Informationszentrum, das via Internet funktioniert“.

Eine Gruppe von Intellektuellen, darunter Günter Grass, der Pariser Politologe Alfred Grosser, sowie Ex-Justizminister Robert Badinter, versucht, die Schließung zu verhindern. In ihrer Petition heißt es: „Dieses Vorhaben arbeitet gegen den kulturellen Aufbau Europas, verschließt einen wertvollen Zugang zur deutschen Kultur, zerstört eine wichtige Begegnungsstätte der beiden Kulturen und löscht einen bedeutenden Teil der deutsch-französischen Erinnerung.“

Seit dem Mauerfall hat sich die Münchner Goethe-Zentrale umorientiert: Im Westen schließt sie Institute. In den neuen deutschen Interessengebieten im Osten eröffnet sie Institute. In Amsterdam konnte nur ein Aufschrei der Empörung die Bibliothek retten. Seither wurde im westlichen Europa weiter geschrumpft, diesen Sommer soll das einzige dänische Goethe-Institut auf einen Raum mit Schreibtisch und Telefon reduziert werden.

Deutsch-französische SpitzenpolitikerInnen beteuern bei jedem bilateralen Treffen ihr Engagement für die Kultur- und Sprachpolitik. Doch das Goethe-Institut von Marseille machte schon in den 90er-Jahren zu. Seither gibt es im Umkreis von mehreren hundert Kilometern keine systematische deutsche Kulturpräsenz mehr. Das Pariser Budget schrumpfte von 126 Millionen Euro im Jahr 2001 auf jetzt nur noch 109 Millionen Euro.

Im Hochsommer erwarten die MitarbeiterInnen der Goethe-Institute in 79 Ländern weitere Hiobsbotschaften aus München. Goethe-Generalsekretär Hans-Georg Knopp will sich auf Länder konzentrieren, wo Goethe-Arbeit sowohl billiger als auch effizienter sei. „Ein Pariser“, so der Generalsekretär, „kann deutsche Bücher auch in anderen Bibliotheken finden oder über das Internet kaufen. Ein Kasache kann das nicht.“ Diese „Globalisierungsstrategie“ halten die Petitionäre für falsch. Ex-Goethe-Lehrer Otmar Kleinebreil in Paris: „Es ist nicht unsere Aufgabe, deutsche Industrie- und Handelskammern zu unterstützen.“

Auch die Präsidentin des Goethe-Institutes hat sich eingeschaltet. In einem Brief an die PetitionärInnen versichert Jutta Limbach, das Institut arbeite an einem „Gesamtkonzept, das die Effektivität und die Sichtbarkeit der Kultur-, Sprach- und Bildungsarbeit trotz anhaltender Sparzwänge sichert“.

DOROTHEA HAHN