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Archiv-Artikel

Leserinnenvorwurf

Kein Grund zum Jubeln

Liebe tazlerInnen, was genau ist euer Problem mit dem Wetter (siehe „Das Wetter vom 16. und 17. 12.)? Nerven euch die verbliebenen Gletscher, die immer noch im Wege rumstehen? Ist euch der Meeresspiegel zu niedrig? Oder könnt ihr es einfach nur nicht erwarten, die Malediven endlich absaufen zu sehen?

Wir hatten gerade den weltweit wärmsten November seit Beginn der Aufzeichnungen, seit Jahren knacken wir einen alten Temperaturrekord nach dem anderen, und wenn ihr in eurer eigenen Zeitung mal eine Seite weiterblättert, erfahrt ihr von den KollegInnen der Umweltredaktion, warum „viel zu warm“ nicht so wirklich ein Grund zum Jubeln ist. CLAUDIA DOROTHEE OTTEN, Hamburg

Die taz antwortet

Doch ein Grund zum Jubeln

Liebe Claudia Dorothee Otten,

menschliches Verhalten und politisches Denken gehen leider nicht immer Hand in Hand, und das gilt selbstverständlich auf für die Redakteure der taz.

Zugespitzt hieße das nämlich: Immer dann, wenn es möglichst kalt und ungemütlich ist, sollten sich ökologisch bewusste Menschen darüber freuen, weil dann der Klimawandel nicht ganz so arg zuschlägt. Herrscht dagegen im Sommer Badewetter, so müssten wir betrüblich aus dem Fenster schauen. Sie werden mir gewiss zustimmen, dass das ein wenig lebensfremd ist.

Es gibt aber einen simplen Ausweg aus diesem Dilemma – weil es einfach keines ist. Wohlfühlwetter und Klimadesaster haben nichts miteinander zu tun. Wetter ist bekanntlich nicht gleichbedeutend mit Klima. Wetterphänomene sind eine kurzfristige Sache, und selbst wenn es im Januar klirrend kalt werden sollte, bedeutet das ja keine Entwarnung beim Klimawandel.

Und deshalb können wir uns weiter über warmes Wetter freuen, ohne beim Klimawandel ignorant zu sein.

Beste Grüße,

Klaus Hillenbrand, taz.eins