: So schauen diese Frauen WM
Die Prominente „Mittlerweile kann ich relativ schnell überblicken, in welches Tor wir schießen müssen. Früher hat das schon mal 15 Minuten gedauert. Aber ich weigere mich, jetzt noch die Abseitsregel zu lernen. Das finde ich auch an Angela Merkel, der Bundeskanzlerin, angenehm. Als bekennende Nicht-Fan-Frau tut sie gar nicht erst so, als wüsste sie genau, wann der Elfmeter eingepfiffen wird. Ich persönlich finde es toll, mit anderen Leuten Spiele zu schauen. Und da brülle ich mit, klar – immer dann, wenn alle brüllen. Beim Spiel Deutschland gegen Polen war ich sogar in der Lage „Mann, Klosi!“ zu schreien – unglaublich! Meine Freundin fand ich dafür sehr irritierend, sie mutierte zu einer richtigen Testosteronschleuder. Die Männer, mit denen ich gucke, sind dagegen echt entspannt, obwohl die Mädels mittlerweile genauso viel wissen wie sie. Mich interessieren dagegen mehr die Randphänomene. Der Rasen zum Beispiel. Dazu gibt es ja eine komplette Wissenschaft. Und warum müssen die Spieler immer auf den Rasen rotzen?! Ist doch spannender, als auf Frauchen zu machen und über sexy Brasilianer oder die Haarlänge der Italiener zu reden. Kim Fisher, 37, ist Sängerin und Moderatorin. Die WM kommentiert sie aus Frauensicht in der ZDF-Show „nachgetreten“ (heute 23.30 Uhr, ZDF).
Die „Tivoli-Tussi“ „Die ersten Male war ich mit vier Jahren im Stadion – allerdings wegen meiner großen Schwester, die immer zu den Spielen ging, um ihren Freund zu sehen, und mich mitschleppte. Aber im Ernst: Wir gehören beide nicht zu diesen „Mitschleif-Mode-Fans“, den Girlies, die nur Fußball gucken, weil es die Männer machen und es deshalb cool ist. Mich interessiert der Sport, und bei der WM auch das Event. Alemannia ist ja ein Verein, der in der Region stark verankert ist und in unserem Alltag eine große Rolle spielt. Dass sich allgemein immer mehr Frauen für den Sport Fußball interessieren, sieht man in den Stadien. Wir werden immer mehr! Und eins ist sicher: Wenn Frau allein ins Stadion geht, dann, um Fußball zu gucken. Nicht etwa wegen ihren Jungs. Auch wenn die blöden Sprüche von manchen Männern trotzdem nie aufhören werden.“ Daniela Waliczek, 26, ist Mitglied des „Alemannia“-Frauenfanclubs „Tivoli-Tussen“
Die Expertin „Als ich begonnen habe, über Fußball zu schreiben, war ich ziemlich allein unter Männern und sicher, dass diese Zeiten bald vorbei sein würden. Das ist 16 Jahre her, und meine Einschätzung war ein Irrtum. Fußball als Königsdisziplin im Sportjournalismus ist eine Männerdomäne geblieben. Sie wird von Männern verteidigt, offen und unterschwellig. Ich bin zwar noch nie gebeten worden, einem Mann zu seinem Amüsement das Abseits zu erklären. Aber ich habe oft erlebt, dass Spieler, Trainer, Kollegen überrascht sind, wenn sie bemerken, dass sie mit einer Frau sprechen, die einen eigenen Fundus an Fußballwissen hat. Einmal hat mir Uli Hoeneß ungefragt den Notizblock aus der Hand genommen, weil er annahm, so eine junge Frau wolle bestimmt nur ein Autogramm. Diese Anekdote kommt jedes Mal, wenn ich sie erzähle, gut an. Sie ist sozusagen zeitlos aktuell. Leider.“ Katrin Weber Klüver, 39, ist Sportjournalistin und Kolumnistin