KUNSTRÄUME

Nobuyoshi Araki: Silent Wishes. Es sind subtile Bilder, deren Erotik nicht so oberflächlich ist, wie man zunächst glauben mag. Insbesondere die frühen, in den 60er und 70er Jahren entstandenen Fotos des Japaners Nobuyoshi Araki bergen eine Tragik, die biographisch bedingt und zunächst nicht absehbar war: Zunächst hat er damals nämlich in Serien wie „My Wife Yoko“ und „Winter Journey“, die jetzt in Hamburg gezeigt werden, seine Frau dokumentiert; es folgten Bilder von der Hochzeitsreise, durchsetzt von Alltagsanekdoten. Dann wurde seine Frau krank und starb; auch dies hat Araki dokumentiert. Ein Epitaph für seine Frau und auf die Vergänglichkeit. Ergänzt wird die Schau durch erotische Szenen aus den letzten Jahren. bis zum 29. 8., Deichtorhallen. Di, Mi 14 – 21 Uhr, Do 11 – 21 Uhr, Fr / Sa / So 11 – 18 Uhr David Tremlett. Drawing Rooms. Jetzt hat er den dritten Stock der Galerie der Gegenwart doch noch bemalen können, und auch die Ausstellung kann – wenn auch etwas später als geplant – eröffnen, allen Schließungsdiskussionen zum Trotz: Der britische Wandmaler David Tremlett hat für die Galerie der Gegenwart, wie für viele Räume zuvor, ortsspezifische geometrisch Formen und Linien ersonnen und auf die Wände gemalt. Er setzt dabei auf Vergänglichkeit: Pastell ist sein bevorzugtes Material, das er mit den Händen quasi modelliert und einreibt und mit dem er Räumen etwas hinzufügt: nicht nur Farbe, sondern auch Struktur; fast könnte man Parallelen zum Illusionismus vergangener Epochen sehen, etwa des Barock, der Himmelsillusionen in Kirchenkuppeln malte, um die Gebäude höher erscheinen zu lassen. Tremlett sagt, er vervollständige und verändere die Räume, öffne neue Perspektiven, verändere bisweilen die gesamte Struktur. Ein ausgeklügeltes Spiel mit Konzept und Illusion, das für Tremlett in jedem Gebäude neu beginnt. Eröffnung: Do, 24. 6., 19 Uhr, Kunsthalle (Kupferstichkabinett des Altbaus). Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr; bis 31. 10. Die Ausstellung wird aufgrund der Teilschließung der Galerie der Gegenwart nur über den Altbau der Kunsthalle nebenan zugänglich sein. Retro Slots. Wie ist mit Erinnerung umzugehen? Ist, wer über Vergangenes sinniert, automatisch rückwärtsgewandt, will so jemand das Alte am Ende wieder heraufbeschwören? Fragen, die sich viele nicht ehrlich stellen, weil sie in feinste Schichten des Unterbewussten reichen, oft sogar die Sprache durchdringen. Dagmar Höss, Stefan Moos, Tim Sharp, Eva Brunner-Szabo, Gert Tschögl und Torsten Bruch widmen sich in ihrer Ausstellung unter anderem dem deutschen Umgang mit der Geschichte dieses Jahrhunderts, mit Mythen, die vielleicht gar keine sind und mit der Frage, wie viel „Retro“ der gesellschaftlichen Entwicklung überhaupt zuträglich ist. Bis 20. 6., Künstlerhaus Frise, Arnoldstr. 26; Sa / So 16 – 19 Uhr. PETRA SCHELLEN