Der sonntaz-Arzt geht von Bord

AUS DER SONNTAZ Unser Kolumnist Bernhard Gessler hat gekündigt. Warum?

VON ANJA MAIER

Wir brauchen einen Arzt! So hallte der Ruf durch die taz-Redaktion in der Rudi-Dutschke-Straße. Es war Frühling 2009, und gerade wurde das sonntaz-Ressort gegründet. Für die Körper-Seite ward ein schreibender praktischer Arzt gesucht, einer, der Medizinisches und Politisches gut erklären kann. Und es wurde einer gefunden: Bernhard Gessler.

Am 18. April schrieb er seine erste Kolumne, der selbstgewählte Titel lautete „Stethoskop“, die Überschrift: „Wenn der Arzt das Wort erhebt“. Neunzehn Texte sind es in den zurückliegenden anderthalb Jahren geworden. Gessler schrieb über die Schweinegrippe, Herzrhythmusstörungen oder die für ihn nicht immer nachvollziehbare Krankenhausphobie seiner Patienten. Man spürte: Der Mann hat gut zu tun.

Und weil das so ist, weil der 43-Jährige außer seinem Praxisalltag auch noch Zeit für seine Frau und die drei Kinder haben will, hat er nun der sonntaz-Redaktion gekündigt.

„Im Grunde ist es banal“, sagt er, „ich bin ja Arzt, kein Autor, ich schüttele so einen Text nicht aus dem Ärmel. Irgendwann stand der Aufwand nicht mehr in Relation zum Spaß, den es mir ja auch gemacht hat.“ Hat er denn Rückmeldung auf seine Texte bekommen? Ja, von seinem Zwillingsbruder Philipp, dem taz-Reporter. „Einmal“, erzählt Bernhard Gessler, „haben wir uns sehr über ein Thema gestritten, Philipp war echt sauer.“ Den Familienkrach nennt der Internist „wohlwollende Kritik“, die Kolumne hat er dann genau so drucken lassen. So einer ist er, der Doktor Gessler. Er wird uns fehlen. Foto: privat