: Harpunen gewetzt
Japan gewinnt Abstimmung im Kampf gegen das Walfangverbot – und feiert einen „historischen Sieg“
TOKIO taz ■ Die Walfangjäger jubeln. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren hat sich in der Internationalen Walfangkommission (IWC) eine Mehrheit gefunden, die den kommerziellen Walfang wieder erlauben will: Bei der IWC-Jahrestagung im Karibikstaat Saint Kitts gab es 33 Stimmen für ein Ende des Walfangmoratoriums, 32 dagegen.
Konkret heißt es in der verabschiedeten Resolution: Das seit 1986 geltende Fangverbot sei „nicht länger notwendig“. Die Wale fräßen den Fisch weg, deshalb sei das Management wichtig für die Ernährung der Menschen. Und die IWC solle sich künftig um die Regulierung des kommerziellen Walfangs statt um den Schutz der Meeressäuger kümmern.
Die vom Gastgeberland Saint Kitts am späten Sonntag eingebrachte Resolution ist zwar nicht bindend, und das Moratorium ist ohnehin nur mit einer Dreiviertelmehrheit aufgehoben werden. Die japanische Delegation feierte die Abstimmung aber trotzdem als einen „historischen Sieg“. Aus ihrer Sicht ist es nun nämlich nur noch eine Frage der Zeit, „dass das kommerzielle Walfangverbot fällt“. Neuseelands Umweltminister Chris Carter dagegen sprach von der „schlimmsten Niederlage, die die Walschützer in der IWC je erlitten haben.“
Auch Umweltschützer reagierten entsetzt. „Das ist eine große Katastrophe“, sagte Kitty Block von der Human Society International. Japan werde seinen Sieg jetzt ausschlachten. Für Sue Lieberman vom World Wide Fund for Nature zeigt das Votum, dass Japan mit seinem gezielten Anwerben von walfangfreundlichen Mitgliedstaaten Erfolg hat.
Den Vorwurf, Japan ködere Entwicklungsländer mit Unterstützungsgeldern und kaufe dadurch Stimmen zusammen, weist Tokio zurück: Auch andere Länder wie Argentinien, Indien oder Brasilien würden Finanzhilfe leisten. Und diese gehörten schließlich dem gegnerischen Lager an.
Seit Jahren stehen sich in der IWC, deren Jahrestagung heute zu Ende geht, die Befürworter und die Gegner des Walfangs unversöhnlich gegenüber. Der Sieg der Waljäger wird nichts an der Pattsituation ändern. Beide Seiten dürften versuchen, bis zum nächsten Treffen in einem Jahr weitere Länder zu einem Beitritt in die IWC zu bewegen – um das Stimmenverhältnis zu beeinflussen. MARCO KAUFFMANN