UNTERM STRICH

Betrachtet man sein Leben, so ist seine Art zu sterben fast folgerichtig: Der exzentrische Londoner Schriftsteller und Künstler Sebastian Horsley ist am 17. Juni an einer Überdosis Heroin gestorben. Der Brite wurde 47 Jahre alt. Horsley wurde durch provokante Kunstaktionen bekannt. So ließ er sich etwa für eine Performance auf den Philippinen freiwillig ans Kreuz nageln und dabei filmen. Im vergangenen Jahr erregte Horsley Aufmerksamkeit, als ihm die Einreise in die USA wegen „moralischer Verkommenheit“ verweigert wurde. Auf Deutsch erschienen seine Memoiren noch zu Lebzeiten unter dem Titel „Dandy in der Unterwelt“. In seinen Werken schilderte Horsley seine Drogen- und Sexsucht, seine kaputte Familie und seinen Umgang mit Prostituierten. Das Leben des Exzentrikers, der noch im vergangenen Sommer in Berlin aufgetreten war, war geprägt von hemmungslosem Hedonismus. Und so erinnerte Horsley nicht nur mit dem folgenden Satz an sein großes Vorbild Oscar Wilde: „Ich glaube nicht an das Leben vor dem Tod.“

Karl Lagerfeld fiel kürzlich mit einem koketten Geständnis auf: „Ich kann gar nichts. Außer für Mode und Fotografie bin ich für nichts zu gebrauchen.“ Nichtsdestotrotz geht der Modezar jetzt unter die Verleger. Im Verbund mit Gerhard Steidl gründet Lagerfeld den Verlag LSD – Lagerfeld, Steidl, Druckerei. Als Programmchef wählt Lagerfeld alle Titel aus, für die Qualität der Publikationen ist Steidl verantwortlich. Inhaltlicher Gradmesser wird der subjektiv-objektive Geschmack des ergrauten Zopfträgers sein, die Bandbreite daher von Literatur über Mode, Kunst und Fotografie bis zur Musik reichen. Mal sehen, ob der Verlag das Bewusstsein der Betrachter erweitern wird.