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Archiv-Artikel

Auf brisantem Posten

Der deutsche Wissenschaftler Heiner Bielefeldt ist neuer UN-Sonderberichterstatter für die Religions- und Glaubensfreiheit. Er wurde am Freitag vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen auf drei Jahre gewählt. Bielefeldt übernimmt am 1. August das Amt von der pakistanischen Juristin Asma Jahangir.

Der deutsche Philosoph, Theologe und Historiker war vom Auswärtigen Amt vorgeschlagen worden. Bekannt wurde Bielefeldt, als er 2003 die Leitung des neu gegründeten und staatsfinanzierten Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin übernahm. 2009 wechselte er an die Universität Erlangen, wo er den ersten deutschen Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik innehat. Den Lehrstuhl behält er auch, denn die neue Tätigkeit als UN-Berichterstatter ist ein Ehrenamt.

Der neue Posten ist brisant, denn Religionsfragen sind – nicht nur wegen des islamistischen Terrors – derzeit in vielen Staaten hart umkämpft. Der 52-jährige Bielefeldt muss künftig regelmäßig Reisen unternehmen, um Berichte zur Situation in konkreten Ländern vorzubereiten. Außerdem will er als UN-Berichterstatter aktuelle Entwicklungen, etwa den andauernden Streit über Mohammed-Karikaturen, kommentieren.

Für Bielefeldt ist klar: „Die Religionsfreiheit ist ein individuelles Freiheitsrecht, wie die Meinungsfreiheit auch. Es geht um die Freiheit, sich zu einem Glauben zu bekennen oder auch nicht“, betonte er jetzt gegenüber der taz. Die Religionsfreiheit dürfe nicht dazu missbraucht werden, Religionen gegen jede Kritik oder gesellschaftliche Auseinandersetzung zu immunisieren. Bielefeldt will damit die Position seiner pakistanischen Vorgängerin Jahangir fortführen.

Als Wissenschaftler hat sich Bielefeldt bereits intensiv mit Religionsfragen beschäftigt. Veröffentlicht hat er zum Beispiel Bücher über „Muslime im säkularen Rechtsstaat“ (2003) und „Das Islambild in Deutschland“ (2008).

Im taz-Interview warnte er Ende letzten Jahres vor hasserfüllten Islamkritikern, deren Position – auch wenn sie sich auf Menschenrechte berufen – im Kern „rassistisch“ sei.

CHRISTIAN RATH