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Rekordeuphorie auf der Fanmeile: 700.000 Fußballfans feiern den 3:0-Sieg der deutschen Mannschaft

So voll war’s noch nie: Rund 700.000 Menschen verfolgten laut Senatsangaben auf der Fanmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule gestern den klaren 3:0-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft über das harmlose Team aus Ecuador. Schon eine halbe Stunde vor Abpfiff begannen die Fans, Lieder wie „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ anzustimmen. Dennoch: Bei allem Gegröle, das jugendliche Fußballfans immer wieder anstimmten, erinnert das friedliche Event am Brandenburger Tor an etwas anderes – die Fanmeile ist wie die Love Parade, nur besser organisiert.

Dazu tragen die Veranstalter viel bei: Um den erwarteten Massenansturm kurz vor Beginn des Spiels zu bewältigen, werden Events den ganzen Tag über organisiert. Gestern spielte zum Beispiel die Rockband Sportfreunde Stiller schon um 14 Uhr. Völlig unproblematisch war es denn auch, gegen 14.30 Uhr am Eingang Potsdamer Platz in den Tiergarten zu kommen. Eine gute halbe Stunde später wurde es so voll, dass Fans bis zu einer halben Stunde auf Einlass warten mussten. Andere Eingänge mussten sogar vorübergehend gesperrt werden. Drinnen vor dem Spiel das gleiche Bild, das sich schon in den vergangenen Tagen zeigte: Auf den Wiesen liegen Fans in der Sonne; vor den Bildschirmen wackeln sie im Takt zu Fußballsongs oder Mickymaus-Techno. Gestalten wie ein glatzköpfiger Mann, auf dessen T-Shirt „Jesus konnte über Wasser gehen, ich gehe über Leichen“ steht, sind in der Minderheit. Zwischen vielen Deutschland-Fahnen und -trikots finden sich immer welche anderer WM-Teams, gestern vor allem schwedische.

Vor Beginn des Spiels kann sich die Masse nicht entscheiden, ob sie die Nationalhymne mitsingen soll oder nicht: Eine Hälfte bewegt die Lippen, die andere Hälfte schweigt etwas irritiert. Ähnlich unentschlossen wird auch Angela Merkel aufgenommen, die auf den Bildschirmen immer wieder eingeblendet wird. Zunächst gibt es einmal Jubel, später dann aber regelmäßig Pfiffe, wenn die Bundeskanzlerin erscheint. Als Miroslaw Klose nach wenigen Minuten das 1:0 für Deutschland schießt, wird die Stimmung noch lockerer – die Ecuadorianer sind schwache Gegner, das spüren sogar die Fans, die sich so wenig für Fußball interessieren, dass sie sich pausenlos Geschichten erzählen.

RICHARD ROTHER