: Deutschland ist klosartig
Zweimal Klose, einmal Podolski: Deutschland gewinnt das WM-Freundschaftsspiel gegen Ecuador mit 3:0
AUS BERLIN MARKUS VÖLKER
Die Elf Ecuadors hatte das WM-Motto verstanden: Die Welt zu Gast bei Freunden. Die Südamerikaner spielten gestern in der letzten Vorrundenpartie gegen die deutsche Mannschaft soliden Sommerfußball, ließen fünf Stammspieler draußen und luden die Gastgeber im Berliner Olympiastadion durch partielle Arbeitsverweigerung zu allerlei Torchancen ein. Drei davon wurden verwertet. Zweimal traf Miroslav Klose, einmal Lukas Podolski. „Wir waren nicht so richtig bei uns heute“, bekannte Ecuadors Coach Luis Suarez nachher, „wir sind nie in unseren Rhythmus reingekommen.“ Sein Team war schon vor diesem Match für die nächste Runde qualifiziert; großer Aufwand musste nicht mehr betrieben werden. Ja, räumte Suarez ein, das sei kein schönes Spiel für ihn gewesen.
Klose, der deutsche Offensive, mit vier Treffern aktueller Torschützenkönig der WM, sah das ein wenig anders. „Wir haben absolut den richtigen Ton an den Tag gelegt. Wir wollten unbedingt gewinnen“, sagte er. Weil der Sieg her sollte, hatte Trainer Jürgen Klinsmann seine Stammelf auf den Platz geschickt. Nur der leicht am Knie verletzte Christoph Metzelder wurde durch Robert Huth ersetzt, was die 72.000 Fans freute. Sie begleiteten jede Ballberührung des Innenverteidigers mit „Huth“-Rufen. Ecuador ließ indes solch Fachkräfte wie Carlos Tenorio, Ivan Hurtado oder Augustin Delgado auf der Bank. Sie sollten Kräfte sparen. Klose tat dies nicht. Er rackerte – wie die anderen deutschen Feldspieler auch. Eine Pause durfte sich keiner gönnen. Der hohe Rhythmus sollte beibehalten, eine Unterbrechung des Taktes vermieden werden.
„Unser Minimalziel ist erreicht, jetzt geht es bei Null los“, sagte Klose. Am Samstag steht das Achtelfinale (17 Uhr) in München bevor, an einem Ort, den die Elf schon vom Eröffnungsspiel her kennt. Dort wollte das Team wieder hin, um sich nicht erst umgewöhnen zu müssen – mit einer Fahrt zum Beispiel nach Stuttgart. Gewinnt das DFB-Team auch dieses Spiel in Bayerns Metropole, darf es danach wieder im Westfalenstadion antreten, in einer Arena, die das DFB-Team nach dem dramatischen 1:0-Erfolg gegen Polen ausgesprochen mag.
Man hätte annehmen können, dass Klinsmann sein Team nach dieser Vorrunde in den höchsten Tönen lobt, ihm eine hervorragende Leistung attestiert, doch dem war nicht so. Klinsmann hatte Mühe, sich Sätze wie „Wir leben den Moment“ abzuringen. In seinen Sätzen steckte immer ein „Aber!“, eine Relativierung, eine verbale Euphoriebremse: „Wir wollen das genießen, aber wir werden es in die richtigen Bahnen lenken müssen.“ Und weiter: „Wir haben viel Selbstbewusstsein getankt, aber jetzt kommen die Knaller.“
„Ein paar Dinge liefen nicht, wie sie hätten laufen sollen“, sagte Klinsmann also. Zum Beispiel: „Das Passspiel von hinten heraus.“ Auch das Stellungsspiel in der Defensive. Klinsmann dazu: „Das mögen wir, ich und der Jogi, gar nicht.“ Außerdem seien die Bälle „so ein bisschen hintenrum“ gespielt worden – ein weiteres Manko, das der Trainer entdeckt hatte. Es waren Momente, in denen sich die DFB-Elf vom Tempo der Südamerikaner anstecken ließ und genauso lax kickte. Im Achtelfinale, wenn Gegner „einer ganz anderen Kategorie“ kämen, würden solche Fehler bestraft werden, mahnte der Bundestrainer. Ja, Klinsmann sagt sogar, das Polen-Spiel habe ihm besser gefallen – nicht nur wegen des dramatischen Finales.
Doch Klinsmann muss nach diesem 3:0 nicht in Pessimismus verfallen, denn für das Binnenklima war dieses Spiel nicht unwichtig. Podolski hatte sein Erfolgserlebnis. Huth durfte Teil einer Viererkette sein, die kein Tor zulässt. Asamoah und Neuville drehten ein paar Schleifen auf dem Rasen des Olympiastadions – und auch Borowski durfte sich die Beine vertreten.
Die deutsche Auswahl hat also eine erfolgreiche Vorrunde gespielt. Das Problem dabei: Das ist, mal abgesehen von der Reiseroute, auf die das Team so viel Wert legt, ohne größere Bedeutung. „Mit uns ist zu rechnen, aber erst jetzt kommen die Brocken“, sagte Michael Ballack. Die Mannschaft wird sich steigern müssen.