Flüchtende Zuschauer

SUBVERSIVER FILM Das B-Movie zeigt eine heitere Einführung in die Subversion im Kino

Wie subversiv das Kino auch ganz ohne umstürzlerische Absicht schon sein kann, haben die Brüder Lumière bereits 1986 bewiesen. Als sie ihren Stummfilm „L’Arrivée d’un train en gare de La Ciotat“ zum ersten Mal zeigten, verließen die Zuschauer fluchtartig das Pariser Café, in dem sie saßen – weil sie glaubten, der bei der Einfahrt in den Bahnhof La Ciotat aufgenommene Zug werde sie gleich tatsächlich überfahren.

Noch nachhaltigeren Eindruck machen beim Publikum aber bewusste Tabubrüche. Nicht nur für Tierliebhaber schwer erträglich ist etwa bis heute Georges Franjus Tiersplatter „Das Blut der Tiere“ von 1947. Für den sozialkritischen Streifen über den Alltag in drei Pariser Schlachthöfen vermischte der französische Regisseur eine triviale Geschichte mit haarsträubenden Bildern von realen Schlachtungen. Ein Motiv, das später nicht nur der Exploitation-Film aufnimmt.

Dass die Geschichte des subversiven Kinos indes nicht nur erschreckend, sondern auch erheiternd sein kann, zeigt das B-Movie heute Abend in seinem Kurzfilm-Lehrgang „Jugend ohne Gott“. Insgesamt sind zwölf aufrührerische Streifen aus über 100 Jahren Kino zu sehen. MATT

■ Do, 24. 6., 20 Uhr, B-Movie, Brigittenstraße 5