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Archiv-Artikel

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TITELVERTEIDIGER Der Weltmeister Italien verabschiedet sich durch ein 2:3 gegen die Slowakei aus Südafrika

VON THOMAS WINKLER

Die WM-Vorrunde ist noch nicht ganz beendet, aber eins steht schon mal fest: Es wird einen neuen Fußballweltmeister geben. Titelverteidiger Italien schied gestern durch ein 1:3 gegen die Slowakei aus. Neben den Osteuropäern, die sensationell das Achtelfinale erreichten, kam Paraguay weiter, das 0:0 gegen Neuseeland spielte.

Den Italienern steckte vor 45.000 Zuschauern in Johannesburg sichtbar die Angst vor dem frühzeitigen Ausscheiden in den Knochen. Die Slowaken spielten dagegen unbeschwert auf und hielten Italien problemlos vom eigenen Tor fern.

Folgerichtig brachte Robert Vittek, der früher einmal beim 1. FC Nürnberg sein Geld verdiente, den Außenseiter mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze in der 25. Minute in Führung. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hätten die Slowaken beinahe nachgelegt: Ein Volleyschuss von Kucka von der Strafraumgrenze strich nur knapp am italienischen Tor vorbei, in dem wieder einmal Marchetti den rückengeschädigten Welttorhüter Buffon vertrat.

In der zweiten Hälfte stemmte sich der Titelverteidiger immer verzweifelter, wenn auch wenig überzeugend gegen das Ausscheiden. Trainer Marcello Lippi raufte sich das graue Haar und brachte schließlich sogar den lange verletzten Andrea Pirlo in der 56. Minute. Die italienische Fantasielosigkeit konnte auch der überragende Regisseur der Weltmeistermannschaft von 2006 nicht vertreiben, Chancen kamen eher zufällig zustande.

Auf der anderen Seite eröffneten sich den Slowaken immer wieder erstklassige Konterchancen: Eine davon nutzte Vittek zu seinem zweiten Tor (73.). „Es ist wie ein Traum“, verkündete der Doppeltorschütze nach dem Spiel, ausgerechnet den Weltmeister nach Hause zu schicken.

Der 1:2-Anschlusstreffer durch Di Natale kam spät (81.), aber er kam und läutete eine aufregende Schlussphase ein, in der Italien auf den Ausgleich drängte, der zum Achtelfinale gereicht hätte. „Das war ganz schwer nach dem Anschlusstor“, wusste auch Vittek, aber die Slowaken stemmten sich gegen die wenig weltmeisterlichen Angriffsbemühungen mit Geschick und vor allem viel Glück: Ein Tor von Quagliarella wurde wegen Abseits nicht gegeben (85.). Den endgültigen K. o. für den Weltmeister besorgte dann Kopunek (89.), der einen weiteren Konter mit einem Heber über Marchetti hinweg abschloss, bevor erneut Quagliarella noch einmal verkürzen konnte (90. +2). Aber umsonst.

Robert Vittek meinte zwar nach dem Spiel: „Sie sind immer noch der Weltmeister.“ Aber nicht mehr lange. Die Slowaken dagegen müssen nun umbuchen: Eigentlich waren ihre Flüge in die Heimat auf den morgigen Samstag terminiert.