hamburger szene : Drei Bier erlaubt die Fifa
Sechs! Nicht drei. Der Fan, der die tschechische Fahne ganzflächig übers Gesicht geschminkt hat, hält immer wieder fünf Finger der einen und einen der anderen hoch. Allmählich weicht sein Lächeln einem Anflug von Verzweiflung. Er möchte doch einfach nur sechs Bier für sich und seine Kumpel kaufen. Das Geld hält er immer wieder hoch, um zu zeigen: Ich kann bezahlen!
Aber die Frau hinterm Tresen im Fifa-WM-Stadion Hamburg bleibt stoisch. „Geht nicht“, sagt sie auf Deutsch und bestimmt. „Hat die Fifa mir verboten. Beschweren Sie sich bei denen.“ Der Nächste bitte! Der Tscheche runzelt die Stirn und reckt flehentlich noch einmal die sechs Finger Richtung Tresen. Noch zehn Minuten bis zum Anpfiff. Der Mann vor mir will nur ein Bier und bringt dem Tschechen zwei mit. Ich kaufe ihm auch eins. Als ich es ihm hinstelle, schüttelt er energisch den Kopf und hält noch vier Finger hoch. Erst als er tatsächlich drei Bier bestellen darf, beginnt er zusammenzuzählen. Seine Miene hellt sich auf. „Dobře!“ sagt er, gut!
Ob er weiß, dass sich hinter „Budweiser“ die Brühe des Bier-Multis und Fifa-WM-Sponsors Anheuser-Busch aus den USA verbirgt und nicht das geliebte, süffige Vollbier aus dem heimischen České Budějovice? Vielleicht hätte er dann lieber verzichtet. Wenn er gar geahnt hätte, wie seine Mannschaft sang- und klanglos mit 0:2 gegen uninspirierte Italiener untergehen würde – er hätte gewusst, dass selbst sechs Bier pro Kopf diesen Tag nicht mehr retten würden. jank