: Spandau geht baden
Wasserball-Seriensieger verliert Finale gegen Cannstatt. Damit wird Spandau 04 erstmals seit 1993 nicht Meister
Die Wachablösung im deutschen Wasserball ist von historischer Dimension. Durch ein 9:8 (1:1, 1:1, 4:5, 3:1) im fünften und entscheidenden Spiel der Finalserie hat Herausforderer SV Cannstatt am Samstag den Serienchampion Spandau 04 entthront und sich erstmals selbst die Krone gesichert. Der Dauermeister aus Berlin hatte zuvor den Titelkampf ein Vierteljahrhundert dominiert. Mit der einzigen Ausnahme von 1993 hatte Spandau seit 1979 ein Abonnement auf die Goldmedaille. 26 Meisterschaften in 27 Jahren dürften auch in anderen Sportarten Seltenheitswert haben.
„Wir haben die Meisterschaft nicht im fünften Spiel verloren, sondern vorher“, bilanzierte der tief enttäuschte Berliner Trainer Peter Röhle. Damit meinte der Coach das 5:12-Debakel in Spiel vier im eigenen Becken. Zwar zeigte sich Spandau nach dieser Schlappe am Samstag wieder gut erholt, am Ende wurde aber ein 7:4-Vorsprung noch vergeben.
„Dieses Mal war die Mannschaft sehr bereit und hat versucht, sich zu zerreißen. Leider hatte sie am Ende eine Phase, wo wir den schön herausgespielten Vorsprung verspielt haben. Wir waren nahe dran, aber das hat nicht gereicht. So gesehen, ist die Meisterschaft für Cannstatt verdient“, gestand Röhle. Die Schwaben hätten gegenüber den Berlinern aufgeholt. Das betreffe vor allem die Torwartposition. „Gleichzeitig haben wir abgebaut, vor allem im Konterspiel und in der Schnelligkeit. Wir waren nicht wach genug in der Spielumkehr und haben zu viele Schnellangriffe zugelassen“, lautet Röhles Saisonanalyse.
Für den Trainer ist das eine völlig neue Situation. „Ich bin erstmals seit meinem Amtsantritt 1997 nicht Meister geworden“, stellt er fest. Wie es jetzt weitergehe, sei momentan noch nicht zu sagen und in den kommenden Wochen zu klären. In welcher Form Veränderungen nötig sind, werde man sehen.
Im entscheidenden Spiel am Samstag bekamen die Gastgeber erst nach der Halbzeit Auftrieb. Beim 8:7 zogen die Schwaben, die in dieser Phase fünf Treffer in Folge erzielten, erstmals in Front und nutzten vor 700 Zuschauern den psychologischen Rückenwind. Zwei Minuten vor Schluss vergab Spandaus Nationalspieler Marko Savic einen Strafwurf gegen den zum zweiten Male in Folge zum Spieler des Tages gewählten SVC-Torwart Michal Diakonow und damit die Chance zum nochmaligen Anschluss. Das 8:9 von Andreas Schlotterbeck eine Sekunde vor Abpfiff kam zu spät für eine Wende. DPA