Mit Millimeterarbeit verladen

Not gegen Elend in einem grottenschwachen Achtelfinale: England bezwingt Ecuador dank eines Beckham-Treffers 1:0

AUS STUTTGART DANIEL THEWELEIT

Eine halbe Stunde dieser Achtelfinalpartie war gespielt, da wurde es den Deutschen im Publikum zu bunt. Eigentlich waren sie ja nur Gäste im Menschenmeer zwischen den blau-gelben Ecuadorianern und den rot-weißen Engländern, doch da das Spiel an Langeweile kaum zu überbieten war, und auch die Anhänger der beteiligten Mannschaften sich davon lähmen ließen, war das Stadion mit einem mal erfüllt von lauten „Deutschland, Deutschland“-Rufen, es wurde „Ohne England fahren wir nach Berlin“ gesungen. Ähnlich lethargisch wie die Mannschaft auf dem Platz reagierten da die englischen Fans auf diese Provokation. Es war eine Art Schockstarre, in die das Spiel die Zuschauer versetzte. Dieser so hoch gehandelten englischen Nationalmannschaft fehlte es erneut an Vitalität.

Dabei hatte Trainer Sven-Göran Eriksson mit einer ganz guten Idee auf die Verletzung von Michael Owen reagiert. Es gibt bei dieser Weltmeisterschaft viele Probleme in seinem Team, die verletzten Stürmer, der formschwache Beckham, entscheidender als all dies ist jedoch die Disfunktion der Mittelfeldzentrale. Die in ihren Klubs so überragend spielenden Steven Gerrard (Liverpool) und Frank Lampard (Chelsea) wollen einfach nicht miteinander harmonieren. Für die Partie gegen Ecuador hat Eriksson das Sturmproblem genutzt, statt eines zweiten Stürmers, bot er einen zusätzlichen Mittelfeldspieler auf, der genau diesen Job machen sollte.

Ein besseres Spiel machten sie deshalb aber nicht, im Gegenteil. Nun waren auch andere Mannschaftsteile angesteckt von der merkwürdigen Lähmung des Mittelfeldes. John Terry leistete sich einen katastrophalen Fehler, der Carlos Tenorio eine wunderbare Chance ermöglichte, doch der zögerte lange (11.). Sie spielten schwach, und im Gegensatz zur Partie gegen Schweden vermochte noch nicht einmal Wunderkind Wayne Rooney für Belebung zu sorgen.

Was hilft in so einer Situation? Natürlich ein Freistoß, obwohl man zuletzt dazu neigte, dem schwächelnden Spezialisten David Beckham selbst das nicht mehr zuzutrauen. Doch in der 60. Minute gelang dem alternden Star einer seiner Geniestreiche, aus 25 Metern fand er den Weg ins Tor, es stand 1:0 für England. Ganz unhaltbar sah der Ball aber nicht aus.

England spielte fortan ein klein wenig stärker, und Ecuador fehlte die Kraft für eine echte Gegenwehr. So wenig, wie sie die Formlosigkeit des englischen Spiels vor dem Führungstor nutzen konnten, so wenig bäumten sie sich nun auf. Zu dieser vielleicht niveaulosesten aller bisher gespielten WM-Partien gehörten zwei schlechte Mannschaften, von denen England vielleicht tatsächlich „einen Tick besser“ war, wie Jürgen Klinsmann sagen würde.

England: Robinson - A. Cole, Ferdinand, Terry („Man of the Match“) - Gerrard (90+2. Downing), Beckham (87. Lennon), Lampard, J. Cole (77. Carragher), Carrick, Hargreaves - Rooney Ecuador: Mora - Hurtado, de la Cruz, Espinoza, Reasco - Mendez, Castillo, E. Tenorio (69. Lara), Valencia - Delgado, C. Tenorio (72. Kaviedes)Schiedsrichter: De Bleeckere (Belgien)Zuschauer: 52.000 in StuttgartTore: 1:O Beckham (60.)Gelbe Karten: Terry John (18.), Robinson (78.), Carragher (82.) / Valencia (24.), Tenorio (37.), de la Cruz (67.)