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Archiv-Artikel

„Das Ergebnis stimmt“

Ruprecht Polenz, Vorsitzender des ZDF-Fernsehrates, fühlt sich beim neuen Vertrag für Kerner nicht übergangen

Von STG

taz: Herr Polenz, Kerners Vertrag wurde verlängert, ist die Kontroverse um seine Werbeauftritte damit abgehakt?

Ruprecht Polenz: Ich geh davon aus, dass der Intendant uns über die Personalie informiert und dabei auch noch mal auf diese Kontroverse eingeht. Die Zuständigkeit für die Vertragsfrage liegt aber klar beim ZDF-Verwaltungsrat, nicht beim Fernsehrat. Es bestand ein Interesse beim ZDF, dass Kerner bleibt. Und ich glaube, dass das auch vom Fernsehrat geteilt wird.

Der jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt wird, bevor er das Thema behandeln konnte.

Nein, denn die jetzt gefundene Einigung entspricht den öffentlich geäußerten Wünschen aus den Reihen des Fernsehrats: Wie die Festangestellten müssen sich jetzt auch freie ZDF-Mitarbeiter wie Herr Kerner ihre Nebentätigkeiten – inklusive Werbung – genehmigen lassen. Darüber hinausgehende Erwartungen des Fernsehrates sind mir nicht bekannt. Wir haben uns ja auch an dieser Diskussion, wenn auch nicht im Rahmen einer formalen Sitzung, beteiligt. Das Ergebnis stimmt, und darauf kommt‘s an.

ZDF-Programmdirektor Bellut sagt, in der Causa Air Berlin habe es ohnehin „nicht den Hauch eines Konflikts“ gegeben. Alle Aufregung umsonst?

Das Air-Berlin-Engagement von Herr Kerner war rechtlich nicht zu beanstanden: Er hat es angezeigt, Herr Bellut wusste Bescheid. Mir gefällt, was Kerner heute dazu sagt: Dem entnehme ich, dass er den problematischen Punkt heute anders sieht. Und das ist doch gut.

Künftig gibt es also eine Art freiwillige Selbstkontrolle des Herrn Kerner durch sich selbst?

Nein, gerade nicht. Denn natürlich ist jemand, der ein Werbeangebot bekommt, befangen. Durch die Genehmigungspflicht ist jetzt gewährleistet, dass ein Dritter – der Programmdirektor – prüfen und abwägen kann, ob dieses spezielle Engagement mit den Interessen des ZDF kollidiert. Diese Genehmigungspflicht bringt in Zukunft den Programmdirektor in eine andere Verantwortung als vorher.

„Ein Journalist wirbt nicht“, sagt ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender. Wie sieht das der Vorsitzende des Fernsehrats?

Ich find das als klare Aussage, die zumindest dazu geeignet ist, Problembewusstsein zu schaffen, sehr gut. INTERVIEW: STG