Gesundheitstarife
: Kampf gegen den Markt

Es ist ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Bei der Kommerzialisierung des Gesundheitswesens haben viele Klinikbedienstete und die Gewerkschaften, die sie vertreten, schlechte Karten. Der Spardruck im knallharten Konkurrenzkampf ist gewaltig, nur Ärzte haben beim Poker um den Marktwert ihrer Arbeitskraft noch leidlich gute Karten.

Kommentar von Marco Carini

Während profilierte Chefärzte als Aushängeschilder im Wettstreit der Kliniken für volle (Kranken-)Häuser sorgen, fehlt es zudem vielerorts an medizinisch hoch qualifiziertem Nachwuchs. Das treibt die Tarife hoch, denn billiges Pflegepersonal kann notfalls aus dem Osten geholt werden, sollten die einheimischen Pfleger nicht mehr bereit sein, Megastress für Minilöhne über sich ergehen zu lassen. Die Schere öffnet sich weiter.

Dass der Marburger Bund diese Situation ausnutzt, um für sein Klientel herauszukitzeln, was nur geht, ist verständlich und letztendlich seine vorrangige Aufgabe. Der Preis aber darf nicht verschwiegen werden: Die Spaltung der Arbeitnehmerschaft in den Kliniken und eine Neiddebatte auf breiter Front. Denn auch ver.di wird deutliche Einschnitte für die leichter „ersetzbaren“ Klinikbediensteten auf Dauer nicht aufhalten können.

Seit seiner Privatisierung ist der Landesbetrieb Krankenhäuser nicht mehr Teil einer öffentlichen Gesundheitsvorsorge, sondern Profitcenter renditefixierter Anleger. Personal zählt da nur noch als Kostenfaktor. Darüber kann man sich ärgern.

Nur wundern sicher nicht.