: Verwirrspiel um Castor-Transporte
Bürgerinitiativen rechnen im November mit strahlender Fracht ins Wendland, 2007 aber mit einer Castor-Pause
Um die für 2006 geplanten Atommülltransporte nach Gorleben herrscht Verwirrung – 2007 könnte es sogar zu einer Castor-Pause kommen. Der Grund: Von 2007 an sind Behälter einer neuen Bauart für den Transport nötig, da die Zusammensetzung des zu transportierenden Atommülls so verändert wurde, dass er mehr Wärme produziert.
Diese Spezialcontainer mit einer verbesserten Abschirmung für radioaktives Material könnten bis dahin aber nicht fertig gestellt sein, erklärt Jutta-Krämer-Heye, die Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums in Hannover. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg glaubt nun, dass es mit der Sicherheit dieses neuen Containertyps „erhebliche Probleme“ gibt. Geplante Falltests mit einem verkleinerten Modell des neuen Behälters seien ohne Begründung abgebrochen worden.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) und die Gewerkschaft der Polizei hatten seit längerem den Verzicht auf einen der jährlichen Transporte gefordert. Grund ist die Belastung der Polizei durch die Fußball-WM in diesem Sommer und den Weltwirtschaftsgipfel 2007. Die Bürgerinitiative hält das für eine sorgsam ausgelegte falsche Spur. „Wir fragen uns, ob das Verwirrspiel um überlastete Polizisten nicht eher von Sicherheitsproblemen der Castorbehälter ablenken soll“, mutmaßt ein BI-Sprecher. Laut Bundesinnenministerium sind die Gespräche mit Frankreich über die Aussetzung eines Castor-Transportes noch im Gange. Bis zum Jahr 2010 sollen 46 Behälter aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague ins Zwischenlager Gorleben gebracht werden. Nach Darstellung des Innenministeriums in Hannover ist weiter unklar, ob im Herbst 2006 ein Transport rollen wird. Aus Polizeikreisen verlautet dagegen, der Transport werde Mitte November in jedem Fall stattfinden. Auch die Bürgerinitiative geht davon aus, dass um den 13. November ein Atommüllzug mit zwölf Behältern Gorleben anlaufen soll. Die vom Bundesamt für Strahlenschutz erteilte Transportgenehmigung für diesen Zug läuft allerdings erst am 31. März 2007 aus. Marco Carini